Verhalten bei Begegnung mit einem Bären

Zugegeben, hierzulande tendiert die Wahrscheinlichkeit, dass man bei einer Wanderung einem Bären über den Weg läuft gegen Null. Anders sieht es allerdings dann doch in Ländern wie Kanada oder den USA aus. Mir ist dies beispielsweise im Yosemite Nationalpark in Kalifornien passiert. Und auch im europäischen Ausland gibt es inzwischen wieder Gegenden, in denen man auf Bären treffen kann. Dies klingt auf den ersten Blick zwar bedrohlich, wenn man sich jedoch an ein paar Verhaltensregeln hält, gehen Bärenbegegnungen im Normalfall harmlos aus. In der Regel hat der Bär nämlich kein Interesse an einem Menschen. Gefährlich kann es daher (zumindest in der Theorie) höchstens in den folgenden Situationen werden:

  • Bär auf Nahrungssuche
  • Schutz von Jungtieren
  • Verteidigung des Territoriums
  • Verletzter Bär

Laut sein

Ist man in einem Gebiet unterwegs, in dem sich auch Bären aufhalten, kann man eine Begegnung meist bereits im Vorfeld vermeiden, indem man Lärm macht. Dabei reicht es in der Regel aus, wenn man sich laut unterhält, ein Lied singt oder vor sich hin pfeift. Bären sind in der Regel sehr scheue Tiere, die keinerlei Interesse an einer Begegnung mit einem Menschen haben. Insofern gehen sie einem aus dem Weg, wenn sie derartige Geräusche vernehmen. Während Bären nämlich sehr schlecht sehen können, haben sie einen umso besseren Gehör- und Geruchssinn.

Umstritten ist der Einsatz von sogenannten Bärenglocken. Diese werden am Rucksack angebracht und klingeln so von alleine vor sich hin, während man durch das Bärengebiet wandert. Allerdings kann dies inzwischen auch dazu führen, dass ein Bär durch die Glocke eher neugierig als abgeschreckt wird. Dies hängt offenbar eng mit dem Gebiet zusammen, in dem man sich bewegt. Vor allem in stark von Menschen mit Bärenglocken frequentierten Gebieten assoziieren manche Bären mit dem Geräusch inzwischen die Aussicht auf Futter. Im Alpenraum könnte der Bär mit dem Geräusch zudem Nutztiere in Verbindung bringen und damit ebenfalls potenzielle Nahrung. Ist das Geräusch für sie hingegen unbekannt, erzielen sie in der Tat die gewünschte Wirkung. Ist man in einem Nationalpark unterwegs, weisen in der Regel Schilder darauf hin, ob man eine Bärenglocke verwenden sollte oder nicht.

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Am Rucksack zu befestigendes Glöckchen zur Abschreckung von Bären

Essensgerüche vermeiden

Wie im Abschnitt oben bereits angemerkt, haben Bären einen sehr guten Geruchssinn. Aus diesem Grunde sollte man darauf achten, dass man Essen stets in fest verschließbaren und geruchsdichten Boxen mit sich führt. Tut man dies nicht, kann der Essensgeruch einen Bären anlocken. Und wenn ein Bär Futter wittert, ist es auch schnell mit der natürlichen Scheu gegenüber Menschen vorbei.

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  • Ein 4-Punkt-Verschlussmechanismus und der Silikondeckel stellen sicher, dass die Boxen luft- und wasserdicht verschlossen sind

Darüber hinaus sollte man auch keine Essensreste irgendwo zurück lassen. Auf Campingplätzen in Bärengebieten befinden sich in der Regel gegen Bären gesicherte Mülleimer, in denen man seine Reste entsorgen kann. Zeltet man wild, sollte Essen stets in größerer Entfernung zum Zeltplatz deponiert werden, falls man nicht unerwünscht auf einen Bären treffen möchte.


Ruhe bewahren

Zugegeben, der Tipp Ruhe zu bewahren ist vermutlich leichter ausgesprochen als in die Tat umgesetzt. Allerdings ist dies wirklich die Devise, wenn man auf einmal vor einem Bären steht. Wie bereits erwähnt, hat dieser in der Regel kein Interesse an einem Menschen. Erblickt man also einen Bären, bleibt man am besten sofort stehen und beobachtet das Tier aus sicherer Entfernung. Dabei sollte man stets darauf achten, dass man den Bär nicht erschreckt oder ihm seinen Weg versperrt.

Nähert sich der Bär, heißt es wirklich, genau das Gegenteil von dem zu tun, was man instinktiv tun würde: Man sollte auf sich aufmerksam machen. Dies heißt vor allem, sich groß zu machen, sich in Gruppen zusammen zu stellen und mit lauter aber beruhigender Stimme auf den Bären einreden. Sollte die Wanderung nicht fortgesetzt werden können, ohne den Weg des Bären zu kreuzen, heißt es, sich zurückzuziehen und einen anderen Weg einzuschlagen. Weglaufen ist übrigens die schlechteste Idee, da dies den Jagdinstinkt des Bären auslösen könnte und man ohnehin nicht schneller ist als das Tier. Auch auf einen Baum klettern sollte man nicht, da Bären ausgezeichnete Kletterer sind.

Besonders beängstigend kann es wirken, wenn sich der Bär vor einem aufrichtet. Nach allem was man weiß, ist dies jedoch nicht unbedingt eine Drohgebärde, sondern vielmehr der Versuch des Bären, sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Auch heißt es, so schwer es auch fallen mag, Ruhe zu bewahren, sich langsam rückwärts vom Bär zu entfernen und währenddessen mit beruhigender Stimme auf ihn einzureden. Auf keinen Fall sollte man agressiv oder bedrohlich auf den Bären wirken.


Bärenspray

In Gegenden, in denen Begegnungen mit Bären häufiger vorkommen können, sollte man sogenanntes Bärenspray mitführen. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um nichts anderes als eine Art Pfefferspray, mit dem man einen angreifenden Bären abwehren kann. Dies sollte allerdings immer die letzte Maßnahme sein, die man ergreift, wenn die oben genannten Dinge nicht greifen sollten.

Damit man in der Hektik auch wirklich auf dieses wirksame Hilfsmittel zurückgreifen kann, ist es sehr wichtig, sich bereits im Vorfeld mit der Verwendung des Sprays vertraut zu machen. Es gibt Produkte unterschiedlicher Hersteller, die sich teilweise auch in der Bedienung unterscheiden. Daher sollte man sich genau die Anleitung durchlesen, beispielsweise auch dahingehend, ob vor der Anwendung eine Sicherung entfernt werden muss oder ähnliches. Zudem gehört das Bärenspray nicht in den Rucksack, sondern sollte so mitgeführt werden, dass man es jederzeit schnell greifen und einsetzen kann.

Grundsätzlich ähnelt die Anwendung der Benutzung eines herkömmlichen Pfeffersprays. Man sollte selbstverständlich darauf achten, dass man nach Möglichkeit nicht gegen den Wind sprüht und hierdurch selbst von dem Sprach getroffen wird. Auch die Entfernung, in der das Spray wirksam ist, sollte beachtet werden. In der Regel sind dies um die fünf Meter, was bei einem bedrohlich wirkenden Tier schon sehr nah sein kann. Unterschreitet der Bär diese Distanz, sollte man mit dem Spray ca. 2 Sekunden lang direkt in sein Gesicht sprühen. Das folgende Video der kanadischen Nationalparkverwaltung zeigt den Einsatz von Bärenspray noch einmal in Ton und Bild.

Weitere Hinweise zu Bärenbegegnungen liefert die kanadische Nationalparkverwaltung zudem auf dieser Webseite.


Im Fall der Fälle

Sollte tatsächlich der extrem seltene Fall eintreten, dass der Bär angreift und man kein Bärenspray oder andere Verteidigungsmöglichkeiten mehr hat, lautet der Rat, sich auf den Boden zu werfen und tot zu stellen. Auf keinen Fall sollte man direkt versuchen, gegen den Bären zu kämpfen. Da der Bär nur dann angreift, wenn er den Menschen als Gefahr wahrnimmt, stehen die Chancen gut, dass er von Dannen zieht, wenn diese Gefahr nicht mehr vorhanden zu sein scheint. Dabei sollte man sich entweder auf den Bauch legen oder zusammenrollen und Kopf und Nacken schützen. Hat man einen Rucksack dabei, kann man diesen in Sachen Schutz zur Hilfe nehmen. Zieht der Bär ab, sollte man noch eine Zeit in dieser Position verharren, da er sich ansonsten erneut bedroht fühlen könnte.

Sollte der Bär hingegen dennoch nicht von einem ablassen, bleibt als letzter Ausweg dann doch nur noch der Kampf. Wie bei allen Tieren sind die Augen und die Nase die empfindlichsten Stellen des Bären, die man versuchen sollte zu attackieren. Ob und in wie weit einem dies in dieser Ausnahmesituation gelingt, darüber wollen wir an dieser Stelle lieber nicht nachdenken. Doch wie gesagt: Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Fall eintritt, ist wirklich extrem gering.


Begegnung melden

Ist man auf einen Bären getroffen, rufen die Behörden dazu auf, diese Begegnung zu melden. In der Regel wird dabei abgefragt, wo sie stattfand und wie sich der Bär dabei verhalten hat. Die Behörden sammeln diese Informationen und werten sie dahingehend aus, ob es sich um einen „Problembären“ handelt oder ob er sich ganz normal durch seine natürliche Umgebung bewegt.