Lost Places in Hameln: Klüttunnel und Janssen Park

Das Entdecken von sogenannten „Lost Places“ hat sich inzwischen zu einem echten Hobby für manche Menschen entwickelt. Und auch wenn ich nicht unbedingt dazu gehöre, versteht es sich für mich von selbst, dass ich mich auf den Weg mache, wenn es zwei dieser längst verlassenen Orte in meiner Heimatstadt gibt. Konkret handelt es sich dabei um den Klüttunnel und den Janssen Park in Hameln, zwei „Lost Places“, die zwar nicht die morbide Mystery manch anderer dieser Orte versprühen aber dennoch irgendwie eine spezielle Stimmung erzeugen.

Der Klüttunnel

Beim ersten von mir besuchten „Lost Place“ in Hameln handelt es sich um den sogenannten „Klüttunnel“. Der Spaß dabei: Er liegt nur ein paar hundert Meter von meiner Wohnung entfernt. Es handelt sich dabei um einen alten, 316 Meter langen Eisenbahnttunnel, mit dessen Hilfe zwischen 1897 und 1980 Züge durch den Klüt fuhren. Die Einfahrt des Tunnels ziert auch heute noch ein Portal aus Sandstein, welches dem Ruf der Stadt entsprechend seinerzeit mit einer Rattenfängerfigur verziert war. Während das Tor über die Jahre naturgemäß ein wenig gelitten hat und die Rattenfängerfigur inzwischen fehlt, bekommt man dennoch auch heute noch einen guten Eindruck von der damaligen Bahnlinie.

Auch den zweiten Weltkrieg überstand der Tunnel weitestgehend unbeschadet und diente in dieser dunklen Zeit teilweise sogar als Abstellort für Lzarettzüge. Das Ende des Tunnels kam schließlich mit der Einstellung der Strecke zwischen Hameln und Lage in den Jahren 1979/1980. Die zugehörige Haltestelle wurde dann 1990 abgerissen. Heute sind die beiden Zugänge mit schweren Stahlgittern verschlossen aber das nach wie vor auf dem Boden sichtbare Gleisbett aus Schotter lässt den Verlauf der Strecke nach wie vor ebenso erkennen, wie der Bahnsteig auf der rechten Seite.

Im zum Tunneleingang zu gelangen, muss man auf der Hühe der Fußgängerampel an der Pyrmonter Straße, etwa bei der inzwischen abgerissenen alten Eisenbahnbrücke am Aufgang Richtung Felsenkellerweg links den kleinen Trampelpfad einschlagen. Nach etwa 100 Metern hat man dann das Portal erreicht (3Wort-Adresse: ///schinken.rückflug.tropen | https://w3w.co/schinken.rückflug.tropen). Ein Schild informiert hier dann auch über die heutige Nutzung des Tunnels. Er wird nämlich von einer Fledermauskolonie bewohnt, die dort ein ideales Zuhause gefunden hat.

Spannend ist übrigens, dass der Tunnel nicht etwa einmal komplett durch den Klüt hindurchführt, sondern lediglich einen Bogen in ihm macht und kurz vor der Kreuzung am Fort Luise wieder austritt (3Wort-Adresse: ///bäckerin.geste.fische | https://w3w.co/bäckerin.geste.fische). Auch hier ist der Zugang selbstverständlich versperrt.


Der Janssen Park

Der zweite Lost Place in Hameln befindet sich ebenfalls am Klüt, allerdings ein Stück weit vom Klüttunnel entfernt in die andere Richtung. Der „Janssen Park“ ist, wie es der Name schon vermuten lässt, ein inzwischen verlassener, ca. drei Hektar großer Park, der im Jahr 1907 von dem Fabrikanten Heinrich Janssen im Klütviertel anlegen lassen wurde. Sein gleichnamiger Sohn (von 1953 bis 1958 Oberbürgermeister von Hameln) übernahm nicht nur das Geschäft seines Vaters, sondern auch den Park und ließ dort im Jahr 1928 einen kleinen Teepavillon mit zwei kleinen Anbauten errichten, von dem aus man einen tollen Blick über den westlichen Teil von Hameln hatte. Vor dem Pavillon befand sich eine kleine Terrasse, von der aus man über die nach wie vor erhaltenen steinernen Stufen in den Garten gelangte.

Während die Familie Janssen den Park, der bis dahin über Bäume verfügte, die im englischen Stil angeordnet waren, lediglich bis zum zweiten Weltkrieg regelmäßig nutzte, verwilderte er anschließend langsam. Die Kuppel des Teepavillons bestand zu Beginn angeblich aus Kupfer, wurde nach dem Krieg jedoch durch ein günstigeres Material ersetzt. Den seinerzeit im Inneren befindlichen Marmorkamin und die Möbel sucht man heutzutage vergeblich. Über Elektrizität und einen Trinkwasseranschluss hat der Pavillon nie verfügt.

Während sich der Janssen Park zunächst in Privatbesitz befand und ausschließlich von der Familie Janssen genutzt wurde, befindet er sich heute im Besitz einer Erbengemeinschaft und ist für die Allgemeinheit frei zugänglich. Dass dies nicht lange gutgehen würde, kann man sich vermutlich denken. Vor allem der Pavillon wurde über die Jahre immer wieder das Opfer von Vandalismus, was man heute vor allem an den fehlenden Fenstern und Türen und an den Grafittis erkennen kann. Dennoch versprüht der Park auch heute noch einen gewissen Charme und man kann sich gut vorstellen, wie es hier einmal zu seiner Blütezeit ausgesehen haben mag. Hier und da stehen sogar noch alte, verwitterte Gärtnerei-Werkzeuge herum.

Am Eingang zum Park (3Wort-Adresse: ///wald.austrug.deutsch | https://w3w.co/wald.austrug.deutsch) erkennt man noch die steinernen Pfosten, die seinerzeit verzierte Jugendstil-Tore trugen. An der unteren Einfahrt findet man auch heute noch ein zweiflügeliges, schmiedeeisernes Tor und an seinen beiden seitlichen Pfosten befinden sich die Inschriften „H Janssen“ und „1908“. Ein im Jahr 2013 von der Hamelner Jugendwerkstatt organisierter neuer Fassadenanstrich des Pavillions im originalen Gelbton ist heute bereits wieder sichtbar Opfer der Verwitterung geworden.


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