Kleine Ötztaler Hüttenrunde

Strecke

ca. 48 km
Rundtour

Dauer

4 Tage
Rundtour

Höhenmeter

ca. 4.750 m
insgesamt

Schwierigkeit

★★★★✩

Ich habe zugegebenermaßen eine große Affinität zum Ötztal, da ich nun schon seit knapp zwei Jahrzehnten Jahr für Jahr zum Skifahren nach Sölden fahre. Nun sollte es auch endlich mal im Sommer in die Ötztaler Berge gehen – und zwar auf eine kleine Hüttenrunde ab dem Bergsteiergdorf Vent. Von dort aus lassen sich verschiedene in der Nähe befindliche Hütten ansteuern, weswegen es DIE Ötztaler Hüttenrunde eigentlich nicht gibt. Unsere Variante dauerte insgesamt vier Tage, umfasste drei Übernachtungen auf der Martin-Busch-Hütte, dem Hochjoch-Hospiz und der Breslauer Hütte und endete schließlich wieder in Vent. Geplant war es, auf dieser Runde an vier Tagen auch vier 3.000er zu besteigen. Ob uns dies gelang? Wir werden sehen…

1. Etappe: Vent – Martin-Busch-Hütte
Los ging es wie gesagt im Bergsteigerdorf Vent. Aktuell gibt es in den Alpen 36 dieser Bergsteigerdörfer, die sich dadurch auszeichnen, dass sie sich zur Förderung einer alternativen und naturnahen Tourismusentwicklung bekennen. Die Initiative wurde 2008 vom Österreichischen Alpenverein ins Leben gerufen und bis heute stetig ausgebaut. Eines der Dörfer aus dieser Initiative ist eben Vent und genau von dort ging es los. Zunächst führte der Weg in Richtung Martin-Busch-Hütte, einer großen Alpenvereinshütte, die auch für Übernachtungen auf dem Fernwanderweg E5 genutzt wird, der Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran. Entsprechend trubelig geht es dort zu und entsprechend frühzeitig sollte man sich um eine Schlafplatz-Reservierung kümmern. Der Web von Vent zur MBH dauert gerade einmal gute zwei Stunden. Ist man früh genug aufgebrochen und das Wetter entsprechend, kann (und sollte) man noch in Richtung Kreuzspitze aufbrechen, dem 3.457 Meter hohen Hausberg der Martin-Busch-Hütte.

Der zwei bis zweieinhalb Stunden dauernde Aufstieg führt zunächst über gut begehbare Wege durch Almwiesen. Mit zunehmender Höhe wird das Gelände wegeloser und man kraxelt über Geröll- und Blockfelder langsam aber stetig nach oben. Der Weg Richtung Gipfel ist dabei gut markiert und stets gut zu erkennen. Dabei lohnt kurz nach dem Passieren der Ruine der alten Brizzihütte auch mal ein Blick zurück zum smaragdgrün schimmernden Brizzisee, dem man beim Abstieg eventuell noch einen Besuch abstatten kann. Zunächst geht es aber weiter bergauf, bis man schließlich nach den paar letzte, etwas ausgesetzten Metern den Gipfel der Kreuzspitze erreicht. Die Strapazen des Aufstiegs sind jede Mühe wert, wenn man den Blick im Kreis schweifen lässt. Man steht inmitten diverser bekannter 3.000er, von der imposanten Wildspitze über den Similaun und die Weißkugel bis (bei guter Sicht) hin zum Ortler. Zur Identifizierung der umliegenden Gipfel empfehle ich die Peakfinder-App (iOS App Store / Google Play Store). Der Abstieg erfolgt über die Aufstiegsroute und lädt wie gesagt zu einer Rast am Brizzisee ein. Zurück auf der Martin-Busch-Hütte trennt man sich endlich von den schweren Bergstiefeln und genießt den Abend bei leckerem Essen in der gemütlichen Gaststube.

2. Etappe: Martin-Busch-Hütte – Hochjoch-Hospiz über Saykogel
Am nächsten Morgen führte uns der Weg weiter von der Martin-Busch-Hütte zum Hochjoch-Hospiz. Da die meisten Übernachtungsgäste auf der Hütte stattdessen eher in Richtung Similaun-Hütte auf dem E5 fortsetzten, waren wir auf diesem Abschnitt so gut wie komplett alleine unterwegs. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass der Weg zum Hochjoch-Hospiz auch durchaus anspruchsvoll ist. So führt der einzige eisfreie Übergang dorthin über den 3.360m hohen Saykogel, weswegen wir heilfroh waren, dass wir für diese Etappe bestes Wetter hatten. Direkt nach dem Aufbruch geht es spürbar bergauf, so dass man direkt auf Temperatur kommt. Rechter Hand kann man den Gipfel der Kreuzspitze erkennen, die wir gestern noch erklommen hatten. Direkt voraus kommt schon bald der Saykogel in Sicht und flößt einem gehörigen Respekt vor dem Aufstieg ein. Dieser führt über große Felsblöcke, ist dann und wann ein wenig ausgesetzt und man muss hier und da schon mal die Hand zur Hilfe nehmen, um sich abzustützen. Auf diese Weise geht es immer weiter bergauf, bis man knapp unterhalb des Gipfels weiter Richtung Hochjoch-Hospiz geleitet wird. Allerdings sollte man sich den kurzen Abstecher zum kreuzlosen Gipfel des Saykogel nicht entgehen lassen – zu traumhaft ist die Aussicht von dort oben. In unmittelbarer Nähe erkennt man die Fineilspitze und den Hauslabkogel. Auch Similaun, Hintere Schwärze, Wildspitze und Weißkugel verschönern erneut das Panorama.

Vom Gipfel geht es zurück auf den Weg in Richtung Hochjoch-Hospiz, der zunächst ausgesetzt über mehrere Kämme führt. Auf diesem Abschnitt kann man die Wanderstöcke getrost am Rucksack befestigen, denn man benötigt durchaus freie Hände. Aber keine Sorge, der Weg ist problemlos zu bewältigen – Trittfestigkeit und Schwindelfreiheit vorausgesetzt. Hat man die Blockkraxelei hinter sich gelassen, kann man auch wieder die Stöcke in die Hand nehmen und steigt hinab zur Rofenache, die sich durch das Tal schlängelt. Linker Hand sieht man die Grenzhütte und die Alpenvereinshütte „Schöne Aussicht“. Unser Weg führt jedoch weiter rechts in Richtung Hochjoch-Hospiz, welches nach kurzer Zeit in Sicht kommt. Spätestens in diesem Moment dämmert es einem, dass man nach dem Abstieg zur Rofenache auch wieder aufsteigen muss zum Hospiz. Doch auch dies ist irgendwann geschafft und man erreicht einen Wegweiser, auf dem der restliche Weg mit einer Zeit von einer Stunde ausgewiesen ist. Moment, eine Stunde? Die Hütte steht doch da vorne! Aber denkste, denn vor dem Kaiserschmarren auf der Hüttenterrasse hat der liebe Gott noch ein weiteres zu durchschreitendes Tag gesetzt. Dafür hat man sich die Kalorienbombe danach aber auch wirklich verdient.

Das Hochjoch-Hospiz ist eine eher kleine Hütte mitten im Nirgendwo aber dafür umso gemütlicher. Sämtliche Waren und Lebensmittel werden hier per Hubschrauber angeliefert, weswegen man auf jeden Fall Verständnis haben sollte, wenn mal irgendetwas von der Karte gerade mal nicht da ist. Was einem allerdings von Hüttenwirtin Sophie Scheiber und ihrem Team in der gemütlichen Gaststube geboten wird, ist mehr als aller Ehren wert. Nach einem leckeren Abendessen warten dann die gemütlichen Zimmer, um sich für die nächste Etappe auszuruhen.

3. Etappe: Hochjoch-Hospiz – Breslauer Hütte
Ursprünglich hatten wir geplant, am nächsten Morgen noch die direkt hinter dem Hochjoch-Hospiz gelegene Mittlere Guslarspitze (3.128m) zu besteigen. Diese erhebt sich direkt hinter dem Hochjoch-Hospiz und ist bei gutem Wetter problemlos zu erwandern. Allerdings kippte das Wetter in eine Richtung, die uns dann doch dazu bewegte, uns direkt auf den Weg in Richtung unseres nächsten Etappenziels, der Breslauer Hütte zu machen. Während man natürlich am liebsten bei strahlendem Sonnenschein wandert, hatte jedoch auch das diesig-neblige Wetter an diesem Tag etwas, denn es verwandelte die Landschaft in eine mystische Umgebung, die stellenweise an Island oder auch die schottischen Highlands erinnerte. Der Weg ist dabei stets eindeutig und gut zu gehen. Dennoch kann man hier bisweilen ein kleines Schauspiel erleben, denn der Partner der Hüttenwirtin des Hochjoch-Hospiz absolviert diesen Weg regelmäßig mit seiner Enduro…

Der Weg führt weiter, vorbei an der Talstation eines Versorgungslifts und nach etwa anderthalb Stunden erreicht man die kleine Ortschaft Rofen. Bis hier hin war es ein entspannter Tag, ab hier wird es anstrengend. Direkt am Ortseingang geht es nämlich ziemlich steil links hoch in Richtung Breslauer Hütte, die man nach weiteren anderthalb Stunden schnaufend erreicht. Da wir bereits gegen 07:30 Uhr aufgebrochen waren, kamen wir entsprechend früh auf der Hütte an. Da das Wetter zwar immer noch diesig aber zumindest trocken war, entschlossen wir uns, noch vor dem Mittagessen und dem anschließend drohenden Regen, den Hausberg der Hütte, den 3.113m hohen Urkundholm zu erklimmen. Nachdem wir die Mittlere Guslarspitze ausgelassen hatten, bot sich hierdurch die Möglichkeit, doch noch unseren dritten 3.000er in drei Tagen zu besteigen.

Die Breslauer Hütte gehört zu den größeren ihrer Art und dient auch als Stützpunkt für Kletter- und Hochtourenausbildungen des Deutschen Alpenvereins. Nach unserer Rückkehr vom Urkundholm stärkten wir uns mit einem leckeren Mittagessen und verbrachten den Rest des verregneten Nachmittags auf der Hütte. Zumindest am Vormittag des kommenden Tages sollte es jedoch wieder trocken sein, so dass wir unsere Tour hoffentlich würden trocken fortsetzen können.

4. Etappe: Breslauer Hütte – Vent über Wildes Mannle
Auch am nächsten Morgen war es noch diesig und neblig aber immerhin hatte es aufgehört zu regnen. Der letzte Tag unserer Rundtour führte uns zurück zum Ausgangsort Vent – allerdings nicht, ohne zuvor noch einen letzten 3.000er mitzunehmen. Bei diesem handelte es sich um das Wilde Mannle, welches man quasi auf dem Weg von der Breslauer Hütte nach Vent mitnehmen kann. Dabei hat man zwei Möglichkeiten zum Aufstieg. Entweder nimmt man den sogenannten Normalweg, über den man dann auch wieder in Richtung Vent absteigt oder man nimmt die etwas kraxeligere Variante „oben herum“ durch das Rofenkar, mit der man das Wilde Mannle quasi überschreitet. Dabei sind auch zwei kurze seilversicherte Stellen zu passieren, so dass man eine gewisse Trittsicherheit mitbringen sollte. Passt das Wetter, hat man vom Gipfel des Wilden Mannle eine traumhafte Aussicht auf die umliegenden Berge und bis hinunter nach Vent. Trotz des mäßigen Wetters hatten wir das Glück, dass die Wolkendecke zwischendruch immer wieder aufriss und uns tolle Fotomotive bescherte.

Vom Gipfel des Wilden Mannle führt der Weg nun nur noch bergab hinunter nach Vent und damit zum Ausgangspunkt der Hüttenrunde. Diese lässt sich je nach Geschmack auch deutlich ausweiten. Auch die Vernagthütte, die Similaunhütte, das Brandenburger Haus und das Schutzhaus „Schöne Aussicht“ liegen in erreichbarer Nähe. Grundsätzlich gilt, dass man jedoch auf allen Hütten frühzeitig einen Schlafplatz reservieren sollte.

Die hier beschriebene Runde ist absolut zu empfehlen und sorgt dank der stattlichen Höhe, die einen immer wieder über die magische Marke von 3.000 Metern führt, für traumhafte Panoramen. Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass man sich dadurch auch jenseits der Baumgrenze befindet und hierdurch vor allem karge Landschaften und jede Menge Gletscher sieht. Schön ist zudem, dass drei der vier bestiegenen 3.000er rein optional sind, man sich also auch spontan dazu entscheiden kann, sie auszulassen. Lediglich der Saykogel MUSS überschritten werden, um von der Martin-Busch-Hütte zum Hochjoch-Hospiz zu gelangen. Schönes Wetter ist bei dieser Etappe von Vorteil, aber das hat man ja nun mal nicht in der Hand…


Ausrüstung und Tipps

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