Versucht man zu erklären, worin der Unterschied zwischen einem Geek und einem Nerd besteht, ist dies nicht so ganz einfach. Beider Begriffe stehen in der Regel schließlich für einen intelligenten und technikaffinen Menschen, wobei der Geek eher in etwas positiverem Licht dasteht und moderner und offener gilt als der Nerd, der oftmals als introvertiert und sonderbar gesehen wird. Insofern sortiere ich mich mal ganz selbstbewusst eher als Geek ein, was nicht zuletzt daran liegt, dass ich einst Wirtschaftsinformatik studiert habe und auch weiterhin in diesem Bereich arbeite. Da liegt es dann natürlich nahe, dass wenn man schon mal in der Gegend rund um das Silicon Valley zu Besuch ist, man sich hier auch auf eine kleine Erkundungstour begibt.
Gesagt, getan! Als ich in diesem Jahr auf der Entwicklerkonferenz WWDC bei Apple eingeladen war, verband ich diesen Besuch mit einem kleinen Trip zu den Hotspots des Silicon Valley. Vorab sei dabei bereits angemerkt, dass sich einige der Hightech-Konzerne dabei äußerst zugeknöpft zeigen, während andere bereits voll und ganz auf Besucher eingestellt sind. Schöne Erinnerungsfotos kann man aber so oder so überall machen.
Los ging es für mich an einem auch für mich sehr speziellen Ort. Es ist bereits mehrfach angeklungen, dass ich 15 Jahre meines Lebens einem Apple-Blog gewidmet habe. Dementsprechend hat das Unternehmen natürlich nach wie vor einen festen Platz in meinem Herzen. Und so begann meine Tour dort, vor einst auch die Geschichte von Apple begann: In der Garage der Adoptiveltern von Steve Jobs in Palo Alto. Auch heute steht hier noch dasselbe Wohnhaus, ohne dass dort irgendetwas auf die bewegte Geschichte jener Garage hindeuten würde. Die konkrete Adresse lautet: 2066 Crist Dr., Los Altos, CA 94024. Mit der Bitte, dass man bei einem Besuch die Privatsphäre der Anwohner berücksichtigt.
Weiter ging es von dort aus zum HP Customer Welcome Center. Hier hat man die Möglichkeit, einen Blick in die Zukunft zu werfen und schon mal ein paar der Entwicklungen und Technologien anzuschauen, die bei HP entwickelt werden. Ganz häufig denkt man ja bei HP vor allem an Drucker, aber weit gefehlt. Die Herren Hewlett und Packard haben im Silicon Valley nämlich eine durchaus besondere Bedeutung. So gilt die Gründung des Unternehmens HP heute als Geburtsstunde des Silicon Valley und der Ort, an dem diese stattfand, die HP Garage, als der Geburtsort. Auch diese Garage ist heute noch existent und befindet sich an der 367 Addison Avenue in Palo Alto. Dort gibt es inzwischen auch ein kleines privates Museum und der Ort wurde in das „National Register of Historic Places“ aufgenommen. In den 1930er Jahren ermutigte der damalige Dekan der Ingenieurs-Fakultät der nahen Stanford University, Frederick Terman, seine Studierenden, in der Gegend zu bleiben und eine High-Tech Region aufzubauen. Bill Hewlett und David Packard gelten dabei als diejenigen, die sich diesen Rat als Erste zu Herzen nahmen und in jener Garage in der Addison Avenue das Unternehmen HP gründeten. Ein weiterer wahrlich historischer Ort also.
Bei der Gründung des Silicon Valley spielte, wie oben angerissen, auch die nahegelegene Stanford University eine große Rolle. Dementsprechend sollte man natürlich auch hier kurz einmal vorbeischauen. Und das lohnt sich gleich aus mehrfacher Hinsicht. Nicht nur versprühen die historischen Gebäude und die parkähnliche, äußerst weitläufige Anlage auf der sie sich befinden einen großen Charme, man kann hier auch viele spannende Details entdecken und mit den Studierenden und Mitarbeitern ins Gespräch kommen. Starten kann man dabei am Visitor Center, wo es auch ausreichend Parkplätze geben sollte. Und wer sich noch ein Andenken sichern möchte, kann im Bookstore auf dem Campus fündig werden.
Während man sich auf dem Campus der Stanford University komplett frei bewegen kann, sieht es bei einem Unternehmen, bei dem man vermutlich eher eine offene Willkommenskultur erwartet hätte, ganz anders aus. Die Rede ist von Meta, ehemals Facebook. Hier hat man wirklich nur die Möglichkeit, von außen einen Blick auf die bunten Bürogebäude zu werfen. Sehr beliebt ist bei den Besuchern dennoch das große Schild mit dem Firmenlogo an der Einfahrt zum Gebäudekomplex an der ikonischen Adresse „1 Hacker Way“ in Menlo Park. Früher prangte darauf der große, bekannte Facebook-Daumen, heute ist es eben das Meta-Logo.
Viel mehr gibt es dort dann aber eben auch nicht zu tun oder zu sehen, weswegen man seine Tour fortsetzen kann, beispielsweise zur Zentrale von Google. Hier zeigt man sich dann auch schon wieder deutlich aufgeschlossener als bei Facebook und man kann sich in weiten Teilen des Geländes frei bewegen (u.a. auch mit den überall herumstehenden bunten Fahrrädern) und z.B. Fotos mit den überall platzierten Androiden, dem Maskottchen des gleichnamigen mobilen Betriebssystems machen. Speziell für Besucher hat man bei Google die Google Visitor Experience eingerichtet. Hier bekommt man von den jederzeit freundlichen und hilfbereiten Mitarbeitern einen kleinen Einblick in die Arbeit beim Suchmaschinen-Giganten, kann sich ein wenig selber infomieren und die eine oder andere Technologie erkunden oder sich auch beim Merchandise ein paar Andenken gönnen. Sogar geführte Touren werden hier angeboten, bei denen man noch die eine oder andere Zusatzinformation erhält.
Ein eigenes Visitor Center findet man übrigens auch am Apple Park, der Firmenzentrale von Apple. Und auch hier lohnt sich ein Besuch. An einem Modell des Apple Park kann man eine virtuelle Tour ins Innere machen. Hierfür stehen Mitarbeiter mit iPads bereit, mit deren Hilfe man das Modell quasi zum Leben erwecken kann und dabei verschiedene Informationen zu dem auch gerne als „UFO“ bezeichneten runden Gebäude erhält. Zudem hat man auch die Möglichkeit, ein wenig auf der Dachterrasse des Visitor Centers zu entspannen und von hier aus einen Blick hinüber zum UFO zu werfen. Im an das Visitor Center angrenzenden „Caffè Macs“ gibt es zudem Getränke und Kleinigkeiten zu Essen. Selbstverständlich darf auch hier das Thema Merchandise nicht zu kurz kommen und Apple bietet seinen Besuchern wechselnde Kollektionen von T-Shirts und allerlei weitere Mitbringsel mit dem Apfel-Logo an.
Während man ansonsten das Innere des Apple Park nicht zu Gesicht bekommt, hatte ich das Glück, dass mir dieses Privileg anlässlich der Entwicklerkonferenz WWDC bereits zuteil geworden ist. Wer sich für die Geschichte interessiert, findet hier den zugehörigen Beitrag: Zu Besuch auf der WWDC im Apple Park
Als weitere interessante Orte im Silicon Valley bieten sich sicherlich auch noch die folgenden an:
Leider waren diese drei Spots bei meinem Besuch geschlossen, was letztlich daran lag, dass ich meine Tour an einem Sonntag absolviert habe. Dies sollte man freilich berücksichtigen, wenn man sich ebenfalls auf eine Entdeckungstour durchs Silicon Valley machen möchte. Die meisten lohnenswerten Orte sind jedoch ohne irgendwelche Öffnungszeiten jederzeit ansteuerbar und zu besuchen. Als Ausgangspunkt für eine solche Tour kann ich wärmstens das Wild Palms Hotel in Sunnyvale empfehlen, welches sich als idealer Stützpunkt während meiner Zeit im Silicon Valley erwiesen hat.