Im Norden von San Francisco: Point Reyes, Glass Beach & Co.

Jeder der schon einmal in Kalifornien war wird vermutlich bestätigen, dass es nur wenige schönere Flecken Erde gibt. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Kalifornien einfach unfassbar abwechslungsreich ist. Auf der einen Seite hat man die Metropolen wie San Francisco, Los Angeles oder San Diego, auf der anderen Seite auch wahnsinnig viel Natur. Und diese könnte abwechslungsreicher kaum sein. Von Wäldern bis Küsten, von Bergen bis Stränden, von Schnee bis Wüste kann man in Kalifornien alles finden. Das meiste spielt sich dabei freilich an der Küste zwischen San Diego im Süden und San Francisco im Norden ab. Eine Ecke, die mir dabei bis vor Kurzem noch vollkommen unbekannt war, ist jedoch die nördlich von San Francisco. Zeit also, dies zu ändern.

Nachdem mir bei meinem letzten Besuch in Nordkalifornien das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte und ich meine geplante Tour auf den Lassen Peak aufgrund von zuviel Schnee lieber abgesagt habe, stellte sich die Frage nach einer Alternative. Diese war schnell gefunden: Es sollte von San Francisco aus weiter Richtung Norden gehen, in eine Region, in der ich bis dahin noch nicht gewesen bin. Nach einer kurzen Recherche stand dann auch schon fest, wo es hingehen soll: Über Point Reyes und Bodega Bay bis nach Fort Bragg und von dort dann über Lakeport und das Muir Woods National Monument zurück nach San Francisco.

Das Schöne ist dabei ganz nebenbei, dass man San Francisco Richtung Norden verlässt, was unweigerlich heißt, dass man die Golden Gate Bridge passiert. Und das ist selbst für mich jedes Mal wieder ein wirklich schönes und erhabenes Gefühl. Auf der anderen Seite der Bay bietet sich dann noch ein kleiner Stopp am Battery Spencer an, einem meiner Lieblings-Aussichtspunkte auf die Golden Gate Bridge.

Der Artikel zum Städtetrip San Francisco mit den schönsten Aussichtspunkten auf die Golden Gate Bridge und vielen weiteren Tipps für die „City by the Bay“ kann über den folgenden Link abgerufen werden: San Francisco – Die schönste Stadt der Welt

Von San Francisco bis Point Reyes sind mit dem Auto ca. anderthalb Stunden, was wirklich gut zu bewerkstelligen ist. Die Point Reyes National Seashore erstreckt sich insgesamt von Muir Beach bis nach Tomales Bay und umfasst unter anderem die Orte Stinson Beach, Bolinas, Inverness, Olema und Point Reyes Station. Außerhalb dieser Orte kann es in dieser Gegend übrigens schon mal dünn werden, was die Mobilfunkabdeckung betrifft. Aus diesem Grund rate ich dazu, sich im Vorfeld bereits die entsprechenden Kartenausschnitte in Google Maps oder Apple Karten herunterzuladen, damit man auch ohne Netz noch navigieren kann.

Eine Anleitung für den Download von Karten in Google Maps gibt es hier: Google

Eine Anleitung für den Download von Karten in Apple Karten gibt es hier: Apple

Mein erstes Ziel auf Point Reyes war das Schiffswrack der SS Point Reyes, das bereits auf zahlreichen Instagram-Bildern verewigt wurde. Den genauen Standort findet man bei Google Maps. Er befindet sich in Iverness hinter dem dortigen Supermarkt („The Iverness Store“). Hinter dem Supermarkt findet man auch Parkplätze, von denen aus es nur ein paar Schritte bis zu dem Wrack sind. Wer die Bilder davon kennt, wird im ersten Moment eventuell ein wenig enttäuscht sein, denn das Wrack ist inzwischen beinahe komplett in seine Einzelteile zerfallen, was der ganzen Szenerie aus meiner Sicht aber durchaus auch einen gewissen Charme verleiht. Ein tolles Motiv ist die SS Point Reyes jedenfalls nach wie vor.

Von Iverness aus ging es weiter zum Cypress Tree Tunnel und der an dessen Ende befindlichen KPH Maritime Radio Receiving Station. Hier kann man ganz einfach am Straßenrand des Sir Francis Drake Blvd. parken und dann zu Fuß die paar Meter bis zum Beginn der Allee gehen. Diese ist rechts und links von diversen Exemplaren der Monterey-Zypresse gesäumt, die dort anno 1930 gepflanzt wurden. Da sich die Kronen der Bäume teilweise über der Straße getroffen haben, bilden sie hiermit den angesprochenen „Tree Tunnel“. Ein malerischer Anblick, der dadurch komplettiert wird, dass sich am Ende der Straße die angesprochene Funkstation befindet. Diese wurde zwischen 1929 und 1931 im Art-Deco-Stil errichtet und diente zur Kommunikation via Morse-Code mit den vorbeifahrenden Schiffen. Auch heute noch wird von hier aus gesendet, allerdings nicht mehr per Morse-Code. Im Jahr 2000 haben der US-amerikanische National Park Service und die Maritime Radio Historical Society das Gebäude und das darin befindliche Equipment restauriert und senden darüber nun auf Radiofrequenzen.

Der weitere Weg führte von hier aus nun auf dem Sir Francis Drake Blvd. immer weiter die Halbinsel hinunter, bis sich die Straße an deren Ende noch einmal gabelt. Rechts ab geht es hier zum historischen Point Reyes Lighthouse, einem im Jahre 1870 von der US-Regierung errichteten Leuchtturm. Während er diese Funktion heute nicht mehr ausübt, ist er heute ein hübsches Wahrzeichen, an dem auch ein kleines Besucherzentrum errichtet wurde. Vom Parkplatz aus geht es zu Fuß noch ein paar Meter den Hügel hinauf, bis man dieses erreicht hat. Da es nicht jeden Tag geöffnet hat, sollte man sich vorab informieren, falls man es besuchen möchte. Auch der Leuchtturm ist nicht zu jeder Zeit zugänglich. Von der Aussichtsplattform hinter dem Besucherzentrum führen Treppen die Klippen hinunter zum Leuchtturm. Ab einer gewissen Windstärke bleiben jedoch auch diese aus Sicherheitsgründen geschlossen, was auch bei meinem Besuch der Fall war. Allein der Besuch der Aussichtsplattform ist jedoch den Besuch wert.

Fährt man vom Parkplatz des Leuchtturms wieder zurück zu der angesprochenen Gabelung, kann man hier auch noch in die andere Richtung abbiegen, was einen zum Parkplatz des Chimney Rock Trailheads bringt. Auch hier gibt es noch eine Menge zu erleben. Empfehlen kann ich tatsächlich, den Trail zum Chimney Rock in Angriff zu nehmen. Dabei wandert man bis zum südlichen Ende der Landzunge. Die Landschaft ist dabei wunderschön und man kann in den Buchten rechts und links des Weges Seelöwen und Seeelefanten entdecken. Ebenfalls vom Parkplatz aus kann man mit einem kurzen Marsch auch die historische Lifeboat Station erreichen, die dort anno 1890 errichtet wurde, um Schiffbrüchige vor Port Reyes zu retten. Inzwischen wird die nicht mehr in Dienst befindliche Station von der US-amerikanischen Nationalpark-Behörde erhalten und verwaltet. Und ebenfalls hier unten gibt es auch noch einen Aussichtspunkt auf eine Kolonie von Seeelefanten, die dort in einer geschützten Bucht lebt.

Ganz in der Nähe von Point Reyes befindet sich übrigens ein Spot, der für allem für Wanderbegeisterte interessant sein dürfte: Die Alamere Falls. Auf einem 22 km langen Wanderweg erreicht man hier einen der wenigen Wasserfälle, die direkt ins Meer bzw. an den Strand stürzen. Für mich war die Wanderung aus Zeitgründen leider nicht mehr drin. Eine Wegbeschreibung und weitere Informationen gibt es aber bei AllTrails.

Für den Ausflug nach Point Reyes sollte man sich genügend Zeit nehmen. Man kann hier wirklich einen ganzen Tag verbringen. Setzt man die Tour, wie von mir beschrieben weiter Richtung Norden fort, stellt sich natürlich die Frage nach einer passenden Unterkunft. Hier habe ich einen echten Tipp: Macht euch auf den Weg in das etwas weiter nördlich gelegene Bodega Bay und checkt dort im The Inn at the Tides ein. Ein wirklich malerisches, auf mehrere Holzhäuser verteiltes Hotel, in dem ich mich mehr als pudelwohl gefühlt habe.

Von Bodega Bay aus führte der Weg am nächsten Tag weiter an der Küste entlang Richtung Norden. Das Ziel war Fort Bragg. Auf dem Weg dorthin passiert man übrigens einen Ort, der bei den meisten einen Ohrwurm auslösen dürfte: Mendocino. Mein Ziel war aber wie gesagt Fort Bragg, wo ich zwei Dinge geplant hatte. Erstens eine Fahrt mit dem sogenannten Skunk Train. Und zweitens ein Besuch an einem weiteren Instagram-Hotspot, dem Glass Beach.

Die Fahrt die Küste entlang ist allein schon ein echtes Highlight. Nicht umsonst gilt der Highway No 1 als wahre Traumstraße, wenngleich dabei oftmals vor allem das Stück zwischen Santa Monica und San Francisco gemeint ist. Doch auch nördlich davon setzt sich die Straße nicht minder spektakulär fort. Von Bodega Bay bis Fort Bragg sind es knapp drei Stunden, weswegen man jede Menge Gelegenheit hat, die Aussicht auf die Landschaft zu genießen. In Fort Bragg angekommen ging es für mich zum Bahnhof des Skunk Train. Hierbei handelt es sich um einen historischen Zug, der eigentlich offiziell „The California Western Railroad“ heißt. Dieser Zug diente einst vor allem dazu, das Holz von gefällten Bäumen auf den Wäldern zur Küste zu bringen, wo es dann verschifft wurde. Heute kann man mit dem Skunk Train von Fort Bragg aus kleine touristische Fahrten unternehmen, etwa durch den Pudding Creek bis Glen Blair Junction. Dort hat man dann eine halbe Stunde Aufenthalt, ehe es wieder zurück nach Fort Bragg geht. Der ganze Spaß kostet um die 50,- US-Dollar und man kann sicherlich darüber streiten, ob es das wert ist. Ich fand die Fahrt allerdings sehr kurzweilig, hatte die Gelegenheit für einen kleinen Hike durch die Wälder bei dem Stopp an der Glen Blair Junction und fühlte mich auch prächtig informiert. Kann man also wirklich mal machen.

Zurück in Fort Bragg wollte ich anschließend noch den Glass Beach besuchen. Hierbei handelt es sich um einen mit Meerglas bedeckten Strand, der dort durch das jahrelange Deponieren von Müll entstanden ist. Anfang des vergangenen Jahrhunderts legten die Einwohner von Fort Bragg dort nämlich eine Deponie an, auf der man unter anderem auch große Mengen an Glas entsorgte. Im Jahr 1967 wurde die Deponie geschlossen und verschiedene Aufräumaktionen machten die Gegend wieder ansehlich und schließlich sogar zu einem Naherholungsgebiet. Das Glas wurde zumeist in der Brandung zerbrochen und durch die Wellen langsam zu kleinen, bunten Stücken zermahlen. Das Ergebnis kann man dort heute sehen und lockt jedes Jahr Zehntausende Besucher an, die von dem bunt übersäten Strand Fotos machen wollen.

Die Bekanntheit hat allerdings auch dazu geführt, dass viele Besucher ein paar der bunten Scherben mitnehmen, weswegen ihre Menge langsam aber sicher schwindet. Noch aber ist der Glass Beach ein wirklich schöner Fotospot, vor allem wenn die noch vorhandenen Scherben in der Sonne glitzern. Der Besuch lohnt sich also derzeit in jedem Fall noch. Übrigens gibt es sogar Bestrebungen, die Glasmenge wieder aufzufüllen, um den Touristen auch künftig einen bunten Glass Beach bieten zu können.

Selbstverständlich könnte man auch in Fort Bragg übernachten, ich hatte mich jedoch dazu entschieden, bereits die ersten Kilometer zurück Richtung Süden in Angriff zu nehmen und schlug meine Zelte in der nächsten Nacht in Lakeport am malerischen Clear Lake auf. Dorthin sind es von Fort Bragg aus mit dem Auto noch einmal knapp zwei Stunden und ich kann berichten, dass die Fahrt ein riesiger Spaß ist. Die Strecke führt zunächst eine ganze Zeit in unzähligen Kurven durch den Wald, was wirklich Spaß zu fahren macht. Lakeport selbst ist ein kleiner, verträumter Ort, in dem der See natürlich der Star ist. Übernachten kann man zum Beispiel im Skylark Shores Resort und wer abends lecker essen gehen möchte, sollte mal im Park Place vorbeischauen. Gutes Frühstück gibt es in Renee’s Café.

Von Lakeport ging es dann am nächsten Tag in knapp zweieinhalb Stunden wieder zurück in Richtung San Francisco, wobei vorher noch ein Abstecher zum Muir Woods National Monument auf dem Programm stand. Hierbei handelt es sich um ein nach dem Naturforscher John Muir benanntes Waldschutzgebiet, etwa 15 Kilometer nördlich von San Francisco. Es dient vor allem dazu, die letzten Exemplare des Küstenmammutbaums in der Region San Francisco zu schützen, die höchste Baumart der Erde. Die größten dieser Bäume werden bis zu 115 Meter hoch. Im Muir Woods National Monument werden sie bis zu 79 Meter hoch und sind im Schnitt 500 bis 800 Jahre alt. Das älteste Exemplar soll sogar über 1100 Jahre alt sein. Ein Besuch zwischen diesen Baumriesen ist schlichtweg beeindruckend. Eine Option für einen schönen Rundweg durch das Monument ist der knapp 5 km lange „Fern Creek, Lost, and Canopy Trail Loop“, der u.a. hier bei AllTrails beschrieben ist.

Achtung! Seit 2018 benötigt man für einen Besuch im Muir Woods National Monument mit dem eigenen PKW aufgrund der nur begrenzt zur Verfügung stehenden Parkplätze eine Vorab-Reservierung. Diese kann online auf der folgenden Webseite gebucht werden: GoMuirWoods.com.

Alternativ besteht zu Stoßzeiten auch die Möglichkeit, sich von einem von drei Großparkplätzen in der Nähe mit einem Shuttle in das Monument bringen zu lassen. Auch hier wird jedoch eine Reservierung benötigt. Alle Infos dazu gibt es auf dieser Webseite: GoMuirWoods Shuttle

Vom Muir Woods National Monument ging es schließlich wieder zurück nach San Francisco und zwar auf demselben Weg, wie man die Stadt auch verlassen hat: Über die Golden Gate Bridge. Hatte man auf dem Hinweg Pech mit dem Wetter, könnte man auch jetzt nochmal einen Abstecher zum Battery Spencer machen. Ansonsten erwartet einen die, wie ich nach wie vor finde, schönste Stadt der Welt.


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