Auf den Mount Meru in Tansania

Nach einer überraschend ruhigen und erholsamen Nacht, die durch ein freundliches „Hello! Good morning!“ von unserem Koch Inno beendet wurde, der einem bei dieser Gelegenheit auch gleich noch heißen Tee servierte, hatte sich das schöne Wetter vom Vortag gewandelt. Es regnete. Also deswegen heißt es „Regenwald“. Die blöden Sprüche hatte ich damit natürlich auf meiner Seite. Aber frei nach dem Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung“ (und die hatten wir Gott sei Dank nicht), ging es nach dem Frühstück (unfassbar gut, mit Porridge, Omelette und Obst) weiter durch den „Regenwald“ den Berg hinauf. Dabei muss alleridngs festgehalten werden, dass es sich mehr um Niesel als um richtigen Regen handelte und sich dieser auch nach kurzer Zeit schon wieder verzog und den blauen Himmel freigab.

Je höher wir stiegen, desto mehr ließen wir auch den Wald hinter uns, desto niedriger wurden die Büsche und desto karger wurde die Landschaft. In Serpentinen ging es immer weiter bergauf, bis wir schließlich auf 3.500 Metern die Saddle Hut erreichten, unsere zweite und letzte Unterkunft vor der Gipfelnacht. Da jedoch Akklimatisierung in dieser Höhe alles ist, stand nach einer Stärkung quasi noch die Generalprobe auf dem Programm: Die Besteigung des kleinen Bruders des Mount Meru, des Little Meru. Bei dieser Gelegenheit bekamen wir dann auch einen kleinen Vorgeschmack, wie die Besteigung ab einer gewissen Höhe künftig laufen würde. Immer schön im Gänsemarsch und vor allem im betont langsamen Tempo unserem Guide Peter hinterher. „Pole, pole“, also „immer schön langsam“ wie man hier sagt.

Auf den Little Meru

Und so stapften wir also langsam und ruhig atmend den Little Meru hinauf, bis wir schließlich auf 3.820 Metern seinen Gipfel erreichten und eine traumhafte Aussicht genießen konnten. Im Süden thronte bereits mächtig das Ziel für den kommenden Morgen, der Mount Meru, unter uns die Saddle Hut. Und da… im Osten… konnte man tatsächlich bereits das große Ziel der Reise entdecken: Der Kilimanjaro begrüßte uns in voller Pracht. Ein unfassbares und irgendwie auch unwirkliches Gefühl!

Nach einer ausgiebigen Aussichts- und Fotosession ging es schließlich wieder zurück in Richtung Saddle Hut. Heute sollte es früh ins Bett gehen, denn gegen 01:00 Uhr wollten wir uns bereits auf den Weg in Richtung Gipfel des Mount Meru machen. Also aßen wir recht früh zu Abend und packten unseren Rucksack für den geplanten Gipfelsturm. Als uns Inno schließlich mitten in der Nacht weckte, war es draußen nicht nur stockdunkel, sondern auch bitterkalt. Da dies aber zu erwarten war, packten wir uns warm ein, schulterten den Rucksack, nahmen die Wanderstöcke in die Hände und machten uns im Gänsemarsch auf den Weg. Großartig frühstücken war nicht angesagt, hier mussten für den Moment ein paar Kekse ausreichen.

Auf den Mount Meru

Der Weg auf den Mount Meru ist grundsätzlich nicht technisch anspruchsvoll und gleicht somit einer Wanderung. Lediglich an einer Stelle geht es unterwegs ein wenig auf einem abschüssigen Fels entlang und dieser Abschnitt ist mit einer dicken Kette gesichert, an der man sich festhalten kann. Zuvor passiert man noch den sogenannten „Rhino Point“ auf 3.800 Metern. Der Name kommt nicht von ungefähr, denn man fand in dieser Höhe tatsächlich die sterblichen Überreste eines Nashorns! Der weitere Weg durch die afrikanische Nacht muss als eher unspektakulär bezeichnet werden und stellt weniger Ansprüche an den Körper als mehr an den Kopf. Immer schön einen Schritt vor den anderen.

Und dann irgendwann geschieht etwas, was man kaum in Worte fassen kann. In dem Moment als einen die ersten Sonnenstrahlen erfassen, geht ein unglaublicher Energieschub durch den Körper. Die Sonne über dem afrikanischen Kontinent aufgehen zu sehen ist einfach unbeschreiblich. Und wenn einem dann auch noch eine Szenerie geboten wird wie auf dem nachfolgenden Foto weiß man, wie dankbar man für derartige Erlebnisse sein muss. Der Kili sagte uns „Guten Morgen“!

Dank der Sonne waren die Energiereserven nach knapp fünf Stunden Aufstieg schnell wieder aufgeladen. Allerdings macht es einem der Mount Meru nicht wirklich einfach, seinen Gipfel zu erreichen. Immer wenn man glaubt, dass man endlich da ist, war es doch wieder nur eine weitere Zacke auf dem Weg zum höchsten Punkt. Das geht vier, fünf Mal so weiter, bis dann doch endlich ein Schild mit der tansanischen Flagge und das hölzerne Gipfelschild in Sicht kommen. Geschafft! 4.566 Meter über NN standen wir schließlich nach ca. sechs Stunden Aufstieg auf dem fünfthöchsten Berg Afrikas am Socialist Peak und genossen den Rundumblick über den Wolken. Auch der Kibo, der Gipfel des Kilimanjaro schaute durch die Wolkendecke. Glücksgefühle pur!

Wir genossen ca. eine halbe Stunde die Aussicht vom Gipfel des Mount Meru und machten uns dann wieder auf den Abstieg. Während wir den Weg hinauf beinahe durchgehend in der Dunkelheit absolviert haben, bekamen wir nun im Tageslicht einen Eindruck davon, wo wir eigentlich lang gelaufen sind. Vor allem an der angesprochenen, mit einer Kette gesicherten Stelle geht es doch recht steil neben dem Fels runter. Aber keine Sorge, wirklich kritisch ist auch diese Stelle nicht. Aber wie es so oft ist, ist der Abstieg eher eine lästige Pflicht als Teil des Vergnügens. Während man beim Aufstieg noch die Aufgeregtheit spürt und das Ziel, nämlich den Gipfel vor Augen hat, geht es beim Abstieg nur noch darum, irgendwie wieder vom Berg herunter zu kommen. Aber wie heißt es so schön? Der Berg ist erst bestiegen, wenn man wieder im Tal ist. Doch auch das ist irgendwann geschafft und wir kamen wieder an der Saddle Hut an.

Wilde Tiere zum Greifen nah

Allerdings machten wir hier nur kurz Zwischenstation, ruhten uns kurz aus und stiegen dann weiter ab zur Miriakamba Hut, wo wir eine weitere, letzte Nacht am Mount Meru verbrachten. Der nächste Tag führte uns schließlich zurück zum Momella Gate, hielt aber noch das eine oder andere echte Highlight parat. So kamen wir nicht nur an einem wunderschönen Wasserfall vorbei, an dem wir noch eine letzte Rast machten, sondern wanderten auch über eine Wiese, auf der, keine 100 Meter von uns entfernt, friedlich eine Giraffenherde im Gras lag. Unbeschreiblich.

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