Auf den Pico del Teide (3.715m)

Strecke

ca. 21 km
hoch und runter

Dauer

ca. 8,5 h
hoch und runter

Höhenmeter

ca. 1.500 m
im Aufstieg

Schwierigkeit

★★★✩✩

Es sind die hohen Berge, die eine besondere Faszination ausüben. Und auch wenn der Pico del Teide, wie er vollständig heißt, mit seinen 3.715 Metern sicherlich noch nicht zu den ganz hohen Bergen dieser Welt zählt, ist er immerhin der höchste Berg Spaniens, was eine Besteigung reizvoll macht. Misst man seine Höhe vom Meeresboden, kommt der Teide sogar auf eine Höhe von 7.500 Meter, was ihn zum dritthöchsten Inselvulkan der Erde macht. Er liegt auf der Insel Teneriffa im Gemeindegebiet von La Orotava inmitten des Teide Nationalparks, der 2007 von der UNESCO in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen wurde.

Aufgrund seines Daseins als Schichtvulkan, dessen Entstehung die Insel Teneriffa überhaupt erst ihre Existenz verdankt, ist die Umgebung des Teide mahr als nur karg. Seine Hänge sind kaum bewachsen und dennoch wird der ihn umgebende Nationalpark regelmäßig von Bränden heimgesucht, weswegen man sich vor seiner Besteigung genauestens erkundigen sollte, ob es aktuell eine Gefahrenlage gibt oder gar die Wanderwege gesperrt sind. Der Nationalpark El Teide war im Jahr 2013 der meistbesuchte Nationalpark der EU und der sechstmeistbesuchte Nationalpark der Welt.

Bis kurz unterhalb des Gipfels des Pico del Teide führt eine Seilbahn, von der man sich den größten Teil des Aufstiegs abnehmen lassen könnte. Dies war aber selbstverständlich nicht mein Ziel. Ich wollte ihn mehr oder weniger komplett besteigen, weswegen die Option Seilbahn für mich früh wegfiel. Neben der Argumentation, dass eine Fahrt mit der Seilbahn nicht wirklich eine „Besteigung“ des Berges ist, kommt noch ein weiterer Faktor dazu, der für mich dagegensprach. So benötigt man in diesem Fall nämlich eine Gipfelgenehmigung, die man vor allem in der Hauptsaison bereits Monate im Vorfeld beantragen muss. Ist dann das Wetter schlecht, hat man eben mit Zitronen gehandelt. Um den Nationalpark zu schützen, werden täglich lediglich 200 Gipfel-Genehmigungen für jeweils zwei Stunden Aufenthalt vergeben (4 Intervalle zwischen 09:00 Uhr und 17 Uhr).

Besteigt man den Teide hingegen zu Fuß, kann man diese Einschränkung umgehen. Hat man den Gipfel nämlich vor 09:00 Uhr wieder verlassen, benötigt man die Genehmigung nicht. Dies allerdings bedeutet natürlich, dass man sich mitten in der Nacht an den Aufstieg machen muss, da die erste Seilbahn erst um 09:00 Uhr in Richtung Gipfel schwebt. Normalerweise steht für die komplette Besteigung des Teide mit dem Refugio de Altavista auf 3.250 Metern Höhe eine Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung, so dass man den Aufstieg wunderbar auf zwei Tage aufteilen könnte. Das Refugio wurde allerdings nach der COVID-Pandemie (Stand 2023) noch nicht wieder in Betrieb genommen, so dass es für die Komplettbesteigung nun heißt: Ganz oder gar nicht. Das Zelten ist im Nationalpark selbstverständlich verboten.

Der Vorteil der Besteigung auf eigene Faust bestätigte sich in meinem Fall dann auch direkt beim Blick auf die Wetterlage. Da es an meinem ursprünglich anvisierten Tag zum Sonnenaufgang am Gipfel bewölkt sein sollte, verschob ich die Besteigung kurzerhand um einen Tag. Mit fester Gipfel-Genehmigung wäre dies nicht möglich geworden. An der frühen Startzeit änderte dies freilich nichts. Da ich zum Sonnenaufgang am Gipfel sein wollte, und der Aufstieg nach meiner Berechnung um die fünf Stunden dauern würde, musste ich am Parkplatz also gegen 02:00 Uhr aufbrechen. Hinzu kam noch eine Stunde Fahrt von meinem Hotel in Santiago del Teide – hieß also: Abfahrt am Hotel um 01:00 Uhr. Und genauso wurde der Plan dann auch in die Tat umgesetzt. Zugegeben, das ist nicht unbedingt jedermans Sache. Und auch ich musste mich zugegebenermaßen aus dem Bett quälen.

Der als Startpunkt der Besteigung auserkorene Parkplatz am Trailhead „Sendero de Montaña Blanca“ befindet sich von Westen aus kommend nur wenige Kilometer hinter der Talstation der Teleférico del Teide, der Seilbahn auf den Teide (Google Maps Link). Allzu spät sollte man für die Besteigung nicht dran sein, denn hier gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Stellplätzen. Und auch in meinem Fall standen bereits vier, fünf Autos auf dem Parkplatz als ich gegen um kurz vor zwei Uhr eintraf. Mitte Juli war es auch um diese Uhrzeit ausgesprochen mild, so dass ich zwar in langer Hose aber lediglich im Langsarmshirt und Weste im Lichtkegel meiner Stirnlampe losmarschierte.

Der Weg startet am Parkplatz zunächst breit und gut ausgebaut, so dass man mit einer ordentlichen Stirnlampe (ich empfehle hier die Petzl Actik Core) keine Probleme hat, ihm auch im Dunkeln zu folgen. An Abzweigungen stehen zudem Schilder, die einem den rechten Weg weisen. Nichts desto trotz würde ich mich in jedem Fall per GPS (z.B. hier mein Track bei Outdooractive) dabei unterstützen lassen, um nicht doch versehentlich einmal vom Weg abzukommen. Der Weg zieht sich in der stockdunklen Nacht zugegebenermaßen einigermaßen, zumal man sich ja auch nicht durch die Landschaft hier und da einmal ablenken lassen kann. Kurz nach dem Abzeig zum (geschlossenen) Refugio Montaña Blanca passiert man die Huevos del Teide, die Teideeier. Hierbei handelt es sich um runde Riesenbasalte aus dunklem Lavagestein, die teilweise einen Durchmesser von bis zu fünf Metern erreichen und markant auf dem ansonsten hellen Untergrund verstreut liegen. Ihre Entstehung ist nach wie vor nicht abschließend erklärt, was einem im Aufstieg allerdings vollkommen egal ist, da man sie in der Dunkelheit ohnehin nicht zu Gesicht bekommt.

Wenige Kehren später wird der Weg etwa zur Hälfte der gesamten Strecke nicht nur schmaler sondern vor allem auch deutlich steiler. Waren die ersten fünf Kilometer noch ein gemütlicher Nacht-Spaziergang, beginnt ab hier, auf ca. 2.700 Metern der anstrengende Teil der Besteigung. In vielen kleinen Serpentinen kraxelt man nun den Berg hinauf und beginnt auch langsam die dünner werdende Luft zu spüren. Auch die Wegfindung wird ab hier im Dunkeln deutlich schwieriger, weswegen ich noch einmal für eine GPS-Unterstützung plädieren möchte. Gute 500 weitere Höhenmeter später ist mit dem geschlossenen Refugio de Altavista (Stand 2023) auf 3.250 Metern Höhe der nächste Meilenstein erreicht. Zeit für eine Pause samt Stärkung. Dies ist vor allem aufgrund der Höhe wichtig. Für die durchgehende Versorgung mit Wasser bin ich ein großer Freund einer Trinkblase im Rucksack, da man damit nicht ständig anhalten und den Rucksack absetzen muss, um darin nach der Wasserflasche zu kramen. Wer sich die Frage stellt, wie man sich einen Aufstieg auf den Teide in der Dunkelheit vorstellen muss, hier ein schnelles Beispielbild:

Vom Refugio aus sind es noch einmal weitere 500 Höhenmeter, was vor allem mental eine Herausforderung darstellt. Zudem wird es nun auch langsam frischer, weswegen man die eine oder andere zusätzliche Kleidungsschicht anlegen sollte. Immerhin werden die Serpentinen nun weniger. Nächstes Ziel ist die Bergstation der Seilbahn, die man auf 3.555 Metern. Ab hier kommt das Ziel nun langsam in Sicht – wenn auch nur im übertragenen Sinne, denn dunkel ist es nach wie vor. Man passiert das Tor, an dem ab 09:00 Uhr die Genehmigungen kontrolliert werden und macht sich auf die letzten Meter zum Gipfel. Oben angekommen legt man als erstes vermutlich sämtliche noch im Rucksack verbliebenen Kleidungsschichten an, denn es ist kurz vor dem Sonnenaufgang und im Wind wirklich, wirklich bitterkalt. Ich persönlich war heilfroh, dass ich eine Daunenjacke eingesteckt hatte, während sich mein Mitleid für einige frierende Mitstreiter, die lediglich in Jogginghose und Pullover dort saßen, einigermaßen in Grenzen hält. Vorbereitung und damit einhergehend die passende Ausrüstung sind dann eben doch hilfreich.

Langsam aber sicher wurde es heller und irgendwann spickte dann auch die Sonne hinter dem Horizont hervor. Man kann es einfach nicht oft genug sagen: Sonnenaufgänge am Berg sind etwas besonderes! Und am Teide hat er noch eine weitere Besonderheit zu bieten, die mich auch noch einmal speziell dazu motiviert hat, die Besteigung in der Nacht zu starten: Der Schatten des Teide. Sowohl bei Sonnenauf- als auch bei Sonnenuntergang wirft der Teide nämlich einen Schatten in der Form eines perfekten Dreiecks – unabhängig von seiner eigentlichen Form. Ein Umstand, der sogar bereits die Aufmerksamkeit der NASA erregt hat. Ich kann bestätigen, dass dies wirklich ein unglaublich faszinierendes Naturschauspiel ist, welches mich immerhin kurz von dem ablenke, was mir noch bevorstand. Nur um es auch hier noch einmal zu erwähnen: Ich hasse Abstiege!

Ich kann nur noch einmal betonen, dass es bitterkalt am Gipfel war, weswegen ich mich auch nicht mehr wirklich lange dort oben aufgehalten und an den Abstieg gemacht habe. Dieser führte mich zunächst wieder zur Bergstation der Teleférico del Teide, wo ich noch einen kleinen Abstecher machte, um noch einmal eine andere Seite der Vulkanlandschaft rund um den Teide zu sehen, ehe ich meinen Abstieg auf demselben Weg fortsetzte, auf dem ich gekommen war. Meine Strategie um den Abstieg ein wenig erträglicher zu machen lautet inzwischen: Hörbuch. Also den iPod zur Hand genommen, Kopfhörer in die Ohren und „Harry Potter“ gestartet. Ich kann in meinem Fall behaupten: Es hilft.

Wieder angekommen am Refugio de Altavista entledigte ich mich meiner Jacke und zippte meine Hose auf kurz. Da der Rest des Abstiegs in der prallen Sonne und in nach wie vor beachtlicher Höhe stattfinden würde, darf natürlich auch der Sonnenschutz nicht fehlen. Nachdem alles erledigt war, ging es weiter. Es waren ab hier ja „nur noch“ rund 900 Höhenmeter. Immerhin bekam man nun auch einen Blick auf die Umgebung, der einem beim nächtlichen Aufstieg noch verwehrt blieb. Da man sich an einem Vulkan bewegt, gestaltete sie sich aber naturgemäß recht karg, fast schon wie eine Mondlandschaft. Irgendwann war dann auch der Abstieg durch die Serpentinen geschafft – noch 5 Kilometer bis zum Parkplatz.

Wenig später bekommt man dann auch die Huevos del Teide im Tageslicht zu sehen. Es sieht schon sehr bizarr aus, wie die Lavakugeln da in der Gegend herumliegen. Fast so als hätten Riesen mit ihnen Murmeln gespielt. Auch die Teideeier lässt man hinter sich und dann und wann wird man fast dazu verleitet, die bereits in den Boden getrampelten Abkürzungen zwischen den Kehren zu nehmen. Aber bitte nicht vergessen: Man befindet sich in einem Nationalpark. Deswegen bitte immer schön auf den Wegen bleiben. Wer an dieser Stelle ein wenig übermotiviert ist, kann während des Abstiegs auch noch den Montaña Blanca (2,748 m) und den Montaña Rajada (2.506 m) mitnehmen. Ich wollte nur noch zurück zum Parkplatz.


Fazit

Die Besteigung des Pico del Teide ist ein faszinierendes Erlebnis, das gleich mehrere Highlights bietet aber auch kräftezehrend und anstrengend ist. Entscheidet man sich dazu, die Besteigung vom Parkplatz am Trailhead „Sendero de Montaña Blanca“ zu starten und bleibt das Refugio de Altavista auch weiterhin geschlossen, sollte man (je nach Jahreszeit) nicht später als 02:00 Uhr losmarschieren, möchte man den Sonnenaufgang (und damit auch den „Schatten des Teide“) am Gipfel erleben. In diesem Fall liegen vor einem 1.500 Höhenmeter Aufstieg in der Nacht, was mit der Zeit auch eine mentale Herausforderung darstellt.

Aufgrund der Bilder die ich am Gipfel gesehen habe, weise ich auch gerne noch einmal darauf hin, dass es da oben kurz vor dem Sonnenaufgang und im frischen Wind auf knapp 4.000 Metern Höhe sehr, sehr kalt sein kann. Während man Am Parkplatz noch im leichten Shirt loslaufen kann, sollte man definitiv noch die eine oder andere warme Schicht im Rucksack dabei haben, um sie spätestens am Gipfel anzulegen. Zwar muss es im Endeffekt jeder selber wissen, aber Pullover, Jogginghose und Sneaker sind aus meiner Sicht definitiv die falsche Wahl für diese Tour. Ich hatte, wie auf dem Bild oben zu sehen, Mütze, Handschuhe und Daunenjacke dabei und war mehr als froh darüber.

Hat man den Gipfel dann erreicht und kann sich gemütlich warm einpacken, kann man natürlich auch die Aussicht über die Teneriffa und hinüber nach La Gomera und La Palma viel besser genießen. Das absolute Highlight war für mich neben dem Sonnenaufgang natürlich der Schatten des Teide. Ein wirklich faszinierendes Naturschauspiel, das man nicht alle Tage geboten bekommt.


Ausrüstung und Tipps

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