The (small) Wave

„The Wave“ ist schon beinahe ein Mythos unter Outdoor-Enthusiasten, ebenso wie unter Instagram-Sternchen. Die Gesteinsformation in den Coyote Buttes North, die sich im Vermilion Cliffs National Monument in Arizona befinden, bieten aber auch ein unglaublich fotogenes Motiv mit ihren bunten, geschwungenen Linien, die durch die verschiedenen Gesteinsschichten entstanden sind. Da dieser wunderschöne Ort vermutlich komplett überlaufen und wohl auch in kürzester Zeit zerstört würde, haben die Behörden rigorose Zugangsbeschränkungen erlassen. So dürfen pro Tag maximal 64 Besucher das Gebiet betreten, die zu allem Überfluss in einer Lotterie vom Bureau of Land Management ausgelost werden. 48 sogenannte Permits gehen vier Monate vor dem Besuchstag in eine Online-Lotterie, die restlichen 16 werden am Besuchstag selbst als sogenannte Walk-in-Permits vergeben. Auch ich habe mich dieser Lotterie in einem kleinen Büro im Grand Staircase Escalante National Monument in Kanab gestellt. Allein das ist schon ein echtes Erlebnis. Aber der Reihe nach…

UPDATE: Das klassischen Walk-In Permit, auf das auch ich mich beworben hatte, wurde im März 2022 durch eine neue Daily Lottery abgelöst. Diese funktioniert ausschließlich mithilfe eines Smartphones und nur dann, wenn man sich im Geofence-Bereich in der Nähe der Coyote Buttes befindet. In diesem Fall öffnet man die Bewerbungswebseite oder die Recreation.gov App auf seinem Smartphone und kann sich dann für eines der 16 Permits für den nachfolgenden Tag bewerben.

Selbstverständlich ist es durchaus erstrebenswert, ein Permit für „The Wave“ zu erhaschen, wenn man sich gerade in der Gegend befindet. Im Idealfall schreibt man sich hierfür direkt für mehrere Tage in die Online-Lotterie ein, die stets vier Monate vor dem eigentlichen Besuch stattfindet. Ist man jedoch (so wie wir) eher spontan unterwegs, bleibt einem nichts anderes übrig, als sein Glück vor Ort im Büro des Grand Staircase Escalante National Monument in Kanab zu versuchen. Ich persönlich fand diese Veranstaltung so genial, dass ich jedem schon fast dazu raten würde, da auch mal hin zu gehen, selbst wenn man ein Online-Permit gewonnen hat. Einfach nur, um diesem Schauspiel einmal beizuwohnen.

Ausgangspunkt für unsere Touren in diesem Teil der USA war der Ort Page, der in der Nähe des Lake Powell liegt und sich auch als gut für Touren in den Antelope Canyon, das Monument Valley, zum Horseshoe Bend und zum Grand Canyon eignet. Von hier aus machten wir uns also am Tag vor dem geplanten Besuch der Wave auf nach Kanab zur Verlosung der Walk-in-Permits. Das Büro ist nichts anderes als ein ca. 80 qm großer Raum, in dem ein Schreibtisch steht, hinter dem in unserem Fall ein wirklich lässig aussehender Ranger saß, der sich zunächst mal die Daten sämtlicher anwesender und an der Lotterie teilnehmender Gruppen notierte und diesen jeweils eine Nummer zuwies. Dabei ist zu sagen, dass die maximale Gruppengröße sechs Personen umfasst. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass wenn eine solche Gruppe in der Lotterie gewinnt, direkt mal sechs Permits für den Tag auf einen Schlag weg sind. Gewinnt anschließend eine weitere Gruppe mit sechs Personen, dürfen sie Hölzchen ziehen, welche zwei Gruppenmitglieder nicht mit zu „The Wave“ dürfen.

Zu Beginng der Verlosung war das Büro proppevoll gefüllt, so dass einige Anwesende stehen oder auf dem Boden sitzen mussten. Auf dem Tisch vor dem Ranger befand sich eine kleine Trommel mit nummerierten Kügelchen für die angemeldeten Gruppen, wie man sie von der Ziehung der Lottozahlen her kennt. Der Ranger selbst war sich natürlich der Spannung im Raum bewusst und machte eine echte Show aus der Verlosung. Herrlich, typisch amerikanisch und ein echtes Erlebnis! Einer der Bewerber teilte uns mit, dass er inzwischen seit drei Wochen jeden Tag an der Lotterie teilnahm und bislang noch kein Permit ergattern konnte. Allein an diesem Umstand kann man schon die Erfolgswahrscheinlichkeit erkennen, mit der man an der Lotterie teilnimmt. Auch wir hatten an diesem sonnigen Oktobertag kein Glück. Vermutlich hätten wir aber auch ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Kollegen gehabt, der seit drei Wochen auf ein Permit wartet…

Mit dem Ende der Verlosung beginnt allerdings erst unsere eigentliche Geschichte, denn wie so häufig, ist auch in diesem Falle Wissen Macht. Ich hatte nämlich im Vorfeld bereits gelesen, dass eine Stunde nach der Permit-Verlosung für „The Wave“ in Coyote Buttes NORTH eine weitere Verlorsung stattfindet, dann für Coyote Buttes SOUTH. Dieser Bereich bietet ähnliche Gesteinsformationen wie sein berühmter Bruder und sogar eine Gegend, die inzwischen unter der Bezeichnung „The (small) Wave“ bekannt ist. Auch hier ist die tägliche Besucherzahl jedoch auf 20 Personen (10 Online-Permits / 10 Walk-In Permits) begrenzt. Da die allermeisten Permit-Bewerber das Büro nach der Verlosung für „The Wave“ enttäuscht verlassen, lohnt es sich, auf die angesprochene Verlosung im Anschluss zu warten. In unserem Fall waren außer unserer Vierergruppe nur noch drei andere Gruppen anwesend. Und was soll ich sagen? Wir bekamen tatsächlich eines der Permits für den nächsten Tag!

Also machten wir uns am Folgetag früh morgens auf den Weg zum Eingang von Coyote Buttes South. Wichtig ist dabei (und das wurde uns direkt zu Beginn des sandigen Weges klar), dass man für den Besuch DRINGEND (!) ein geländegängiges Auto mit Allradantrieb haben sollte. In unserem Fall war es reines Glück (wir hatten mehr oder weniger durch Zufall einen GMC Yukon als Mietwagen von Hertz bekommen), wer den Besuch jedoch plant, sollte hierauf direkt bei der Mietwagenbuchung achten. Muss man in dieser entlegenen Gegend mit einem liegengebliebenen Mietwagen geborgen werden, wird es richtig, richtig teuer!

Am besten nutzt man bei der Suche nach dem besten Weg in Richtung „Small Wave“ Google Maps. Man mag es kaum glauben, aber selbst an den Pisten durch diese verlassene Gegend gibt es gut zu erkennende Parkplätze. Was einem dann geboten wird, wenn man eines der Permits ergattern konnte, ist die pure Natur und die absolute Einsamkeit. Wir verbrachten den ganzen Tag in der Gegend und haben dabei gerade einmal drei andere Menschen getroffen. Wirkliche Wanderwege, geschweige denn Wegweiser gibt es hier nicht, weswegen ein geladener Handy-Akku und idealerweise auch eine Offline-Version der Gegend in Google Maps empfehlenswert sind. Ansonsten muss man eben versuchen, sich an den Gesteinsformationen zu orientieren. Und so durchstreift man das Gebiet tatsächlich vollkommen frei, klettert auf Felsen und genießt die Ruhe und Einsamkeit. Und irgendwann taucht sie dann auf, „The (small) Wave“. Vielleicht nicht ganz so beeindruckend wie der große Bruder aber immer noch faszinierend. Allerdings sollte man den Besuch nicht auf diesen kleinen Teil des Gebiets reduzieren, auch die restliche Umgebung fesselt immer wieder den Blick und ist definitiv einen Besuch wert.

Hat man sich an der Schönheit von Coyote Buttes South lang genug ergötzt, sollte man noch etwas Zeit einplanen, um von dort aus noch einen anderen Teil der Gegend anzusteuern: White Pocket. Für diesen Bereich ist übrigens nicht einmal ein Permit nötig, so dass man ihn auch vollkommen unabhängig von irgendwelchen Verlosungen besuchen kann (und sollte!). Den Namen verdankt die Gegend den weißen Felsen, die hier unfassbar bizarre Landschaften bilden. Doch auch andere Farben wie rot und orange mischen sich immer wieder in die Gegend. Ein unglaublich faszinierender Anblick und Gott sei Dank derzeit noch nicht wirklich überlaufen! Auch hier gelten dieselben „Regeln“ wie in Coyote Buttes: Vorgegebene Wege gibt es nicht, man streift einfach durch die Gegend und erkundet so viel, wie es die Zeit zulässt. Allerdings benötigt man auch für den Besuch von White Pocket unbedingt ein Fahrzeug mit Allrad-Antrieb und genügend Bodenfreiheit!

Fazit: Die Gegenden im Vermilion Cliffs National Monument können mit Worten eigentlich nicht beschrieben werden. Und während „The Wave“ sicherlich die bekannteste Steinformation der Gegend ist, gibt es dort noch so viel mehr. Klar, kann man ein Permit für Coyote Buttes North ergattern, MUSS man das einfach machen. Sollte man hingegen leer ausgehen, lohnt die Teilnahme an der Permit-Verlosung für Coyote Buttes South und damit auch für „The (small) Wave“ umso mehr, zumal die Chancen, dabei mehr Glück zu haben ungleich größer sind. Und selbst wenn das nicht klappen sollte, kann man immer noch White Pocket besuchen, was deutlich mehr als nur ein Trostpflaster ist. Aber bitte, bitte bei der Mietwagenbuchung unbedingt ein Auto wählen, das über Allrad-Antrieb und genügend Bodenfreiheit verfügt. Ansonsten ist es vorprogrammiert, dass man aus dieser verlassenen Gegend für teures Geld geborgen werden muss.

Sicherheitshinweis: Wie bei allen Ausflügen in extrem entlegene Gegenden (Backcountry, wie es der Amerikaner nennt), auch hier noch der Hinweis auf Ausrüstung, die man in jedem Falle mitführen sollte. Es gibt in dieser Gegend kein Handynetz und sollte man in eine Notsituation geraten ist man schnell aufgeschmissen. Aus diesem Grunde kann ich nur dazu raten, ein Satelliten-Kommunikationsgerät mit aktivem SOS-Abonnement mitzuführen. Hilfreich ist zudem eine Karte der Gegend oder zumindest eine Offline-Karte auf dem Smartphone. Zudem ist darauf zu achten, dass man für alle Personen genügend Wasser und Verpflegung mitführt und auch ausreichend Benzin im Tank hat. Da man sich in diesem Falle in Arizona befindet, wo es auch gerne mal sehr heiß werden kann, ist auch auf den entsprechenden Sonnenschutz zu achten. Zusammengefasst:


Ausrüstung und Tipps

Hilfreiche Links und Hotels

Reiseführer und Co.


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