Test: Insta360 – Die 360° Actioncams

Schon vor Jahren hatte ich mir meine erste GoPro gekauft. Damals vor allem, um sie beim Skifahren, Mountainbiken oder auch unter Wasser zum Schnorcheln und Tauchen einzusetzen. Mit der Zeit gesellte sich zwar ab und zu mal ein neues Modell hinzu, allerdings musste ich feststellen, dass ich die Videos immer seltener im Anschluss wieder angeschaut habe. Irgendwann habe ich mir dann meine erste Drohne, eine DJI Mavic mini zugelegt und das Feuer in Sachen Videoaufnahmen ist wieder erwacht. Leider gibt es allerdings immer wenige Gebiete, in denen man sie wirklich fliegen darf. Und ein Stück weit kann ich dies auch verstehen, wenn andere Menschen oder Tiere sich durch die Drohne gestört fühlen. Mit der Insta360 habe ich inzwischen jedoch eine gute Alternative gefunden, die in vielen Bereichen sowohl die GoPro als auch die Drohne zu ersetzen in der Lage ist.

Als sich mein Bruder eine Insta360 zulegte war ich zugegebenermaßen zunächst ein wenig skeptisch, was den Einsatzzweck dafür betraf. Ja, da kann man witzige Dinge mir machen, wie beispielsweise den Tiny-Planet-Effekt. Aber ist das wirklich etwas, was man sich später nochmal anschaut?

Die Antwort lautet: Vielleicht nicht jedes Tiny-Planet-Video, sehr wohl aber diverse andere Videos samt Effekt, die man mit der Insta360 erstellen kann. Zugegebenermaßen liegt das Geheimnis der Videos gar nicht mal so sehr in den Videoaufnahmen an sich, auch wenn diese selbstverständlich die Basis darstellen. Wirklich etwas herausholen kann man allerdings erst in der Nachbearbeitung, entweder mit der Insta360 Studio App für den Mac oder PC oder direkt auf dem Smartphone mit der Insta360-App (iOS App Store || Google Play Store). Zugegebenermaßen muss man sich da zunächst ein wenig einfuchsen. Ist dies gelungen, sind die Möglichkeiten jedoch nahezu grenzenlos. Aber der Reihe nach…

Bei den meisten Dingen, die ihr nachfolgend lest, geht es um die Insta360 Modelle One X2, X3 und X4. Mit Ausnahme der Akkus kann mit all diesen Modellen dasselbe Zubehör genutzt werden. Auch vom Formfaktor ähneln sich die Modelle, so dass die Unterschiede vor allem technischer Natur sind. Beeindruckende 360°-Videos lassen sich jedoch mit allen drei Modellen aufzeichnen, so dass man beim Kauf auch durchaus auf den Preis schauen kann. Ich beispielsweise habe mich zunächst für die One X2 entschieden, um dann zu schauen, ob ich später auf ein neueres Modell umsteigen möchte.

Insta360 ONE X2 – 5,7K 360° Action Kamera…
  • Eine Kameracrew in deiner Tasche: Mit nur einem Gerät beides erreichen, beide Linsen verwenden und 360° Videos mit Super 5,7K mit H.265 und 100 MBit/s aufnehmen oder die komplette Leistung der Kamera auf ein Objektiv konzentrieren – mit dem Steady-Cam Modus. Für ultra-stabile Weitwinkelaufnahmen, die sich im Handumdrehen teilen lassen.

Für die Bedienung verfügen alle Insta360 Kameras über ein Touchdisplay, welches bei der One X2 zugegebenermaßen ein wenig klein ausfällt, für die grundlegenden Bedienungsfunktionen aber immer noch ausreichend ist. Wenn man größere Einstellungen vornehmen möchte, macht man dies ohnehin lieber über die verbundene Smartphone-App. Ansonsten bietet die Cam für mich alles, was ich benötige. Ausgestattet sind die Kameras logischerweise mit zwei Linsen, um die 360°-Aufnahmen zu ermöglichen. Vom Formfaktor her ähneln sich die verschiedenen Modelle ebenfalls, wobei sich die One X2 mit einem Gewicht von 149 Gramm bei Abmessungen von 4,62 x 11,30 x 2,98 Zentimetern (B x H x T) sowohl gut in der Hosentasche verstauen, als auch gut in der Hand halten lässt. Letzteres wird man in der Praxis aber ohnehin eher selten machen, da sich die Kameras über ein Standard-Schraubgewinde (1/4″-Stativgewinde) mit einem von Insta360 angebotenen Selfiestick verbinden lassen, der auf den erstellten Videos herausgerechnet wird und somit nicht sichtbar ist. Von diesen Sticks gibt es im Insta360-Store bei Amazon verschiedene Varianten. Ich habe mich für die nachfolgenden beiden entschieden (einmal inkl. Stativ und ca. 1m Länge und einmal mit drei Metern Länge) und bin damit bisher für sämtliche Situationen bislang perfekt ausgestattet gewesen:

Die kurze Variante des Sticks eignet sich besonders gut für sportliche Action-Aufnahmen. Ich habe sie beispielsweise erst kürzlich beim Skifahren dabeigehabt und dabei die nachfolgenden Aufnahmen damit gemacht. Noch nicht sonderlich professionell aber schon mal nicht schlecht, wie ich finde… Und ja, auch wenn der Selfiestick herausgerechnet wird, sieht man den Schatten natürlich immer noch. 😉

Der längere (und zugegebnermaßen recht teure) 3-Meter-Stick hingegen kommt bei mir überall dort zum Einsatz, wo man mit einer Drohne nicht fliegen darf. Aufgrund seiner Länge und des Weitwinkelobjektivs kommt man damit schon recht nah an einen Drohnen-Effekt heran, wie man beispielsweise in manchen Einstellungen in dem nachfolgenden Video von meiner Tour zum Angels Landing in den USA sehen kann (z.B. ab 0:50, 3:46 oder 4:26).

Die Bedienung der Insta360-Kameras aus der X-Serie geht kinderleicht von der Hand und benötigt so gut wie keine Einarbeitungszeit. Zeigt das Display nach vorne, befindet sich an der rechten Seite der An- und Ausschalter der Kamera. Auf der Vorderseite findet man bei der One X2 unterhalb des Touchdisplays exakt einen Knopf, mit dem man die Aufnahme startet. Die Einstellungen hierfür (Auflösung, fps, Foto oder Video, etc.) kann man entweder über das Display oder über die verbundene Smartphone-App vornehmen. Bei der X3 und der X4 gibt es sogar zwei Knöpfe, wobei einer für das Starten einer Videoaufnahme und der andere für das Knipsen eines Fotos gedacht ist. That’s it. Zugegebenermaßen helfen die größeren Displays von X3 und X4 ein ganzes Stück bei der Bedienung gegenüber dem runden 1″-Display der One X2, allerdings nehme ich ohnehin eher selten Änderungen vor und wenn, dann meist über die schon angesprochene Smartphone-App, zumal ich zugeben muss, dass ich meine Insta360 eigentlich ausschließlich für Videoaufnahmen und so gut wie nie für 360°-Fotos nutze.

Als Alternative Beidenmöglichkeiten verfügen die X-Serienmodelle der Insta360 auch allesamt über eine Sprachsteuerung und die X4 neuerdings auch über eine Gestensteuerung. Bei der Sprachsteuerung beschränkt dich das Sprachverständnis der Kameras derzeit ausschließlich auf Englisch, Japanisch und Chinesisch. Ich persönlich habe diese aber ohnehin deaktiviert, da ich sie nicht wirklich benötige und stattdessen lieber die paar Prozent Akkulaufzeit spare. Auch eine Gestensteuerung habe ich bislang bei noch keinem meiner elektronischen Geräte vermisst. Auch hiermit kann man bei der X4 aber inzwischen aus der Ferne eine bestimmte Funktion, wie beispielsweise das Starten einer Aufnahme auf der Kamera auslösen.

Wie bereits oben angerissen, sind die Aufnahmen selbst aber nur ein kleiner Teil des Geheimnisses der Videos. Vor allem die verschiedenen Nachbearbeitung-Funktionen der Begleitanwendungen für den Mac bzw. PC und das Smartphone machen aus den Aufnahmen die beeindruckenden Videos, die man teilweise auf YouTube oder in den sozialen Medien findet.

Während sich die Smartphone-App (iOS App Store || Google Play Store) naturgemäß auf die schnelle Bearbeitung unterwegs konzentriert und hierfür verschiedene Templates inkl. ausführlicher Erklärung zur Anwendung mitbringt (wie beispielsweise für das oben eingebettete Tiny-Planet-Video), verfügt die Insta360 Studio App für den Mac oder PC über eine Vielzahl von Funktionen, mit denen man quasi unbegrenzte Möglichkeiten der Nachbarbeitung an die Hand bekommt. Vor allem das sogenannte Reframing und das Erstellen von Keyframes mit dazwischenliegenden Perspektivwechseln sind dabei immer wiederkehrende Tätigkeiten. Hier muss man sich zugegebenermaßen ein wenig einfuchsen. Mit ein wenig Übung und dem einen oder anderen Tutorial-Video von YouTube geht dies allerdings schon nach kurzer Zeit einigermaßen intuitiv von der Hand.

Abschließend noch ein paar technische Eckdaten zu den aktuell verfügbaren Insta360-Kameras aus der X-Serie. Weitere technische Details erhaltet ihr ansonsten auch bei Insta360 selbst.

Insta360 ONE X2Insta360 X3Insta360 X4
  • 5,7K-Videoauflösung
  • 360-Grad-Aufnahmen
  • 149 Gramm Gewicht
  • Größe: 4,62 x 11,30 x 2,98 cm
  • elektronische Bildstabilisierung
  • bis 10 Meter wasserfest
  • Steuerung per Smartphone-App
  • Sprachsteuerung
  • 1“ Touch-Display
  • Akkulaufzeit: 80 min
  • USB-C
  • 5,7K-Videoauflösung
  • 360-Grad-Aufnahmen
  • 180 Gramm Gewicht
  • Größe: 4,60 x 11,40 x 3,31 cm
  • elektronische Bildstabilisierung
  • bis 10 Meter wasserfest
  • Steuerung per Smartphone-App
  • Sprachsteuerung
  • 2,3“ Touch-Display
  • Akkulaufzeit: 81 min
  • USB-C
  • 8K-Videoauflösung
  • 360-Grad-Aufnahmen
  • 203 Gramm Gewicht
  • Größe: 4,60 x 12,36 x 3,76 cm
  • elektronische Bildstabilisierung
  • bis 10 Meter wasserfest
  • Steuerung per Smartphone-App
  • Sprachsteuerung
  • Gestensteuerung
  • 2,5“ Touch-Display
  • Akkulaufzeit: 135 min
  • USB-C

Zu der Sprachsteuerung sei noch gesagt, dass diese aktuell lediglich auf Englisch, Chinesisch und Japanisch zur Verfügung steht. Möchte man sie nutzen, wird man allerdings mit den englischen Befehlen durchaus zurechtkommen. Ich persönlich lasse sie in der Regel ausgeschaltet, da das ständige Lauschen der Kamera zwar nicht viel aber immer noch ein bisschen Akku zieht.


Zubehör

Ähnlich wie auch bei GoPro hat sich inzwischen ein ganzer Kosmos an Zubehörartikeln für die Insta360-Kameras gebildet. So lassen sich auch die Insta360-Kameras auf diverse Art und Weise an verschiedenen Objekten befestigen. Vorteil ist dabei allerdings, dass dies über ein Standard 1/4″-Stativgewinde geschieht und nicht über ein proprietäres System wie bei GoPro. Besitzt man jedoch schon GoPro-Zubehör, lässt sich dieses über einen Adapter auch problemlos für die Insta360-Kameras nutzen.

Definitiv zulegen sollte man sich einen oder beide der oben angesprochenen Selfie-Sticks. Diese sind wirklich unverzichtbar, wenn man coole Aufnahmen aus verschiedenen Perspektiven oder gar einen Drohnen-Effekt erzielen möchte.

Empfohlen wird des öfteren ein aufklebbarer Objektivschutz. Ich persönlich habe diesen nicht im Einsatz, mir sehr wohl aber eine Silikonkappe zugelegt, die man über die Kamera stülpen kann, um die Objektive zumindest in der Tasche oder im Rucksack vor Kratzern zu schützen. Aufgrund der leicht unterschiedlichen Maße der Kameramodelle ist hier darauf zu achten, dass man das kompatible Zubehör bestellt.

Obwohl die Insta360-Kameras über eine äußerst passable Akkulaufzeit verfügen, sollte man sich für den Notfall zumindest noch einen weiteren Akku zulegen. Dabei ist einerseits zu beachten, dass man den passenden Akku für das jeweilige Modell kauft, andererseits, dass sich die Nutztung von Akkus von Drittanbietern meist negativ auf die Wasserdichtigkeit der Kamera auswirken. Sollte man also planen, die Insta360 auch im oder unter Wasser zu nutzen, sollte man hier besser zu einem Original-Akku greifen.

Selbstverständlich gibt es auch eine breite Palette an unterschiedlichen Transporttaschen für die Insta360-Kameras. Kauft man diese direkt bei Insta360, zahlt man eine ganze Ecke mehr als bei den meisten Drittanbietern. Ich persönlich habe mich für das nachfolgende Modell entschieden und bekomme darin mit Ausnahme des 3-Meter-Selfiesticks alles unter, was ich an Zubehör besitze:

Last but not least wollen die mit der Insta360 gemachten Aufnahmen natürlich auch irgendwo hin gespeichert werden, sprich man benötigt eine microSD-Speicherkarte für die Kamera. Hier steht einem natürlich eine beinahe unüberschaubare Auswahl an verschiedenen Modellen in unterschiedlichen Größen, von diversen Herstellern und zu den unterschiedlichsten Preisen zur Verfügung. Ich persönlich nutze das nachfolgende Modell und habe damit bislang nur positive Erfahrungen gemacht.


Fazit

War ich zunächst doch zugegebenermaßen sehr skeptisch, was den Sinn einer 360°-Actioncam betrifft, ist diese Skepsis inzwischen schon fast Begeisterung gewichen. Die Kameras bieten noch einmal deutlich mehr Möglichkeiten als beispielsweise eine GoPro, erst recht, wenn man sich ein wenig mit der Nachbearbeitung der Aufnahmen in Insta360 Studio auseinandersetzt. Die Bedienung der Kameras ist kinderleicht und aufgrund ihres Formfaktors kann man sie eigentlich auch immer (zumindest im Rucksack) dabeihaben.

Für welche Kamera man sich letzten Endes entscheidet, hängt einerseits davon ab, wieviel Geld man bereit ist auszugeben und andererseits davon, welche technischen Ansprüche man hat. Meiner Erfahrung nach reicht die Insta360 One X2 für den Einstieg vollkommen aus. Hat man jedoch höhere Ansprüche an Aufnahmemodi, Auflösung, Akkulaufzeit und Bildstabilisierung, greift man eben zu den technisch weiterentwickelten neueren Modellen.

Ich persönlich möchte meine Insta360 jedenfalls nicht mehr missen, vor allem in Gegenden, in denen kein Drohnenflug möglich ist, stellt sie eine echte Alternative dar und die Videos, die sich auch bei verschiedenen Sport- und/oder Outdooraktivitäten erstellen lassen, sind wirklich ein Hingucker und eine tolle Erinnerung.

UPDATE: In dieser Woche hat Insta360 das neueste Modell seiner X-Serie vorgestellt: Die Insta 360 X4. Hier hat man abermals verschiedene technische Verbesserungen, wie beispielsweise Aufnahmen in 8K vorgenommen, eine Gestensteuerung ergänzt und die Akkulaufzeit verbessert. Ich habe die entsprechenden Eckdaten in der Tabelle oben ergänzt.

Insta360 X4 – wasserdichte 8K 360°-Action-Cam, 4K Weitwinkelvideos, Unsichtbarer Selfie-Stick Effekt, Abnehmbarer Linsenschutz, 135 min Akkulaufzeit, KI-Bearbeitung, Stabilisierung, für Sport, Reise
  • IMMERSIVE 360°-VIDEOS – Die Ära von 8K ist angebrochen. Die Insta360 X4 liefert 360°-Videos in atemberaubenden 8K oder 5,7K 60 fps! Mit Active HDR bleiben auch die Farben in Aufnahmen präzise naturgetreu, sogar in Action-Szenarien.

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