Slowenien – Durch das Soča-Tal, über den Bleder See und auf den Triglav

Besteigung des Triglav (2.864 Meter)

Strecke

ca. 14 km
einfacher Weg

Dauer

ca. 15 h
hoch und runter

Höhenmeter

ca. 2.250m
Aufstieg

Schwierigkeit

★★★★✩

Der Triglav ist mit einer Höhe von 2.864 Metern nicht nur der höchste Berg Sloweniens (und der gesamten Julischen Alpen), er ist auch ein echtes Nationalheiligtum. So heißt es nicht umsonst, dass jeder Slowene in seinem Leben mindestens einmal den Triglav bestiegen haben sollte. Seine Nordwand mit einer Breite von drei Kilometern und einer Höhe von 1.500 Metern bis zum Gipfel ist nach der Ostwand des Watzmanns und der Nordwand des Hochstadels in den Lienzer Dolomiten eine der höchsten Wände der Ostalpen. Als eines der slowenischen Nationalsymbole ist er nicht nur auf der Fahne des Landes zu sehen, sondern auch auf der nationalen Seite der 50-Eurocentmünze Sloweniens. Darüber hinaus ist der Triglav auch einer der Seven Summits der Alpen, die die höchsten Gipfel der sieben Alpenländer Österreich (Großglockner), Deutschland (Zugspitze), Italien (Gran Paradiso), Slowenien (Triglav), Schweiz (Dufourspitze), Frankreich (Mont Blanc) und Liechtenstein (Vordere Grauspitze) umfassen.

Als großer Fan der Berge war es natürlich keine Frage, dass bei unserem Besuch in Slowenien auch der Triglav auf der To-Do-Liste stehen würde. Bei der Besteigung hat man die Wahl zwischen verschiedenen Aufstiegsrouten. Diese befinden sich in einem der umliegenden Täler. Im Vorfeld gilt es dabei natürlich abzuwägen, welche Route man nehmen möchte und ob es eine Überschreitung werden soll, also eine andere Auf- als Abstiegsroute. Weitere Infos zu den verschiedenen Routen gibt es unter anderem hier. Wir entschieden uns für die nicht ganz so stark frequentierte Route von Trenta aus über die Berghütte Koča Na Doliču. Diese ist nicht nur landschaftlich sehr schön, sondern beginnt auch in unmittelbarer Nähe zu unsem Campingplatz „Camp Triglav“, ca. 20 Minuten unterhalb von Trenta, im Soča-Tal. Falls man nicht auf dem Campingplatz nächtigt, gibt es in Trenta auch mehrere Parkplätze und die Touristen-Information des Nationalparks.

Das Wetter hat es am Aufstiegstag gut mit uns gemeint, beinahe schon zu gut, denn der Weg zu unserer Übernachtungshütte Koča Na Doliču auf 2.151 Metern Höhe beinhaltete nicht nur satte 1.600 Höhenmeter, sondern gestaltete sich bei stahlblauem Himmel und hochsommerlichen Temperaturen auch als schweißtreibende Angelegenheit. Der Weg führt zunächst über einen breiten Steinweg, der jedoch mit zunehmender Höhe immer schmaler wird uns sich in Serpentinen die Wand des Triglav hinaufschlängelt. Als die Hütte endlich erreicht war, bezogen wir zunächst unser Zimmer und gönnten uns dann eine verdiente Stärkung.

Wie bereits angemerkt, ist unsere Route nicht die am häufigsten begangene, was sicherlich auch an der Koča Na Doliču Hütte liegen mag. Viel Komfort darf man hier nicht erwarten. Eine Dusche gibt es nicht und die Toiletten liegen außerhalb der Hütte und präsentieren sich als veritable Plumpsklos. Ich persönlich bin allerdings der Meinung, dass man dies für eine Nacht absolut verschmerzen kann, zumal die Wirtsfamilie unfassbar herzlich ist und auch die Verpflegung zu überzeugen mochte. Insofern muss ich hier wirklich eine Lanze brechen für die auf der oben verlinkten Webseite nicht sonderlich gut bewertete Hütte. Hier ist einiges auf das Wesentliche reduziert. Aber ist es nicht genau das, wofür man in die Berge geht? Ein Handynetz gibt es hier übrigens nicht. Die Gäste vertreiben sich abends somit einfach mit Unterhaltungen, Kartenspielen oder Mensch-ärgere-dich-nicht die Zeit. Schön zu sehen, dass es auch sowas heute noch gibt.

Da wir am nächsten Morgen früh aufbrechen wollten, wurden wir an dem Abend in der Hütte nicht alt und gingen zeitig ins Bett. Um viertel nach fünf klingelte dann auch der Wecker und eine halbe Stunde später waren wir schon auf dem Weg. Von der Hütte aus geht es zunächst stetig bergauf durch die Julischen Alpen. Der Sonnenaufgang in den Bergen ist immer etwas Besonderes und setzte zusätzliche Kräfte frei. Teilweise hat man das Gefühl, man wandert über eine Mondlandschaft. Auf dem zu passiernden Plateau verzweigen sich dann auch unzähliche Wege, die unter anderem an einer ehemaligen Militärbasis vorbeiführen und am Ende alle wieder zusammenführen. Die Unterstützung durch GPS ist hier durchaus zu empfehlen. Nach ca. 1,5 Stunden erreicht man dann den Einstieg in die etwas kraxaligere Sektion der Besteigung. Teilweise wird ab hier auch von einem Klettersteig gesprochen, was aber aus meiner Sicht nur im Ansatz zutrifft. Es gibt zwar seilversicherte Stellen und auch den einen oder anderen Stahlstift im Berg, ein echter Klettersteig ist jedoch etwas anderes. Wenn man es als solchen Einsortieren möchte, wäre es von der Schwierigkeit ein A. Nachdem man eine Scharte empor geklettert ist, verbindet sich unser Weg mit dem Aufstiegsweg von der großen Triglav-Hütte aus und führt anschließend gemeinsam zum Gipfel. Von der Koča Na Doliču Hütte aus sind es bis zum höchsten Punkt noch einmal um die 700 Höhenmeter.

Nach und nach gewannen wir an Höhe und gegen viertel nach acht kam dann erstmals die bekannte Biwakschachtel auf dem Gipfel des Triglav, der nach seinem Erbauer benannte „Aljažev Stolp“ in Sicht. Das kleine Türmchen ersetzt auf dem Triglav das klassische Gipfelkreuz und gilt ebenso wie der Berg selbst als Nationalsymbol. Nur wenige Minuten später war dann der Gipfel erreicht und wir konnten müde und erschöpft aber auch stolz die grandiose Aussicht über die Julischen Alpen genießen. Überraschend war indes, wie viel um diese Zeit bereits auf dem Gipfel los war. Über den Daumen gepeilt dürften sich dort um die 20 Leute getummelt haben – natürlich bei entsprechend ausgelassener Stimmung. Ein wenig skurril wurde es dann, als ein kräftiger junger Mann die eine oder andere Palette Dosenbier auf der Schulter auf den Gipfel brachte – um sie dort dann zu verkaufen. Andere Länder, andere Sitten. Wir hielten uns lieber an unsere selbst mitgebrachte Verpflegung und schossen unzählige Fotos.

Da für den weiteren Verlauf des Tages möglicherweise ein Wetterumschwung anstand, hielten wir uns nicht allzu lange auf dem Gipfel auf und machten uns nach ca. einer Stunde wieder an den Abstieg. Wer bereits den einen oder anderen meiner Bergartikel gelesen hat wird bereits wissen, dass dies nicht wirklich meine Disziplin ist. Mit anderen Worten: Ich hasse es! Aber gut, eine alte Bergweisheit besagt: Der Berg ist erst bestiegen, wenn man wieder heile unten angekommen ist. In diesem Sinne hilft kein Jammern. Auch nicht, wenn gut 2.200 Abstiegsmeter vor einem liegen. Zurück ging es für uns auf demselben Weg auf dem wir auch gekommen waren.

Selbstverständlich legten wir dabei dann eine kurze Pause an unserer Übernachtungshütte ein, wo wir unsere Kletterausrüstung ablegten und noch einmal die Wasser- und Snack-Vorräte auffüllten. Nach einer kurzen Pause nahmen wir den Rest des Weges in Angriff und waren damit offenbar auch gut beraten, denn der Himmel färbte sich hinter den Bergen durchaus bedrohlich dunkel. Während uns dies für unseren Abstieg zunächst nicht weiter in die Quere kam, machten wir uns hin und wieder schon Gedanken, ob die uns entgegenkommenden Bergsteiger wohl heile und trocken auf der Hütte ankommen würden. Das Thema Wetter ist ja immer eines für sich in den Bergen und vor allem eines, das man immer gut im Blick behalten sollte. Während wir unseren Abstieg am Berg ohne nass zu werden absolvieren konnten, erwischte es uns dann kurz vor Trenta im Wald doch noch. Hier war das Gewitter, welches uns vom Triglav kommend einholte nicht mehr wirklich gefährlich. Allerdings waren wir anschließend komplett nass. Aber das gehört eben bei Outdoor-Aktivitäten auch mal dazu.

Nachdem wir uns in Trenta in der örtlichen Pizzeria zunächst versuchten trocken zu legen und zu stärken, nahmen wir noch ein paar Vorräte aus dem Tante-Emma-Laden mit und kamen schließlich wieder an unserem Campingplatz „Camp Triglav“ an. Erschöpft aber auch zufrieden. Wenn es übrigens in dieser Gegend um die Verpflegung geht, würde ich deutlich eher das Gostilna Metoja Božo Bradaškja direkt gegenüber des Campingplatzes empfehlen. Hier ist es nicht nur gemütlich, auch das Essen hat uns besser geschmeckt als in der Pizzeria in Trenta.

Insgesamt hatten wir mit der Besteigung des Triglav keinerlei größere Probleme. Auch der eher kraxelige Teil der Besteigung, der hier und da auch als Klettersteig angesehen wird, ist nicht wirklich anspruchsvoll. Ich würde trotzdem dazu raten, ein Klettersteigset inkl. Helm (!) mitzunehmen und sich auch an verschiedenen Stellen immer wieder in das Seil einzuklinken. Sicher ist sicher und stören tut es auch nicht. Ansonsten war es vor allem der lange Aufstieg von Trenta zur Koča Na Doliču Hütte, der in der prallen Sonne sehr anstrengend war. Schlanke 1.600 Höhenmeter sind eben auch schon mal eine Ansage. Teilweise habe ich gelesen, dass eine Triglav-Besteigung auch an einem Tag zu schaffen ist. Dies mag zwar sein, wirklich genießen wird man sie in diesem Fall dann vermutlich aber nicht. Insofern empfehle ich dringend, den Aufstieg auf zwei Tage aufzuteilen und auf einer der Hütten am Triglav zu übernachten.

Größere technische Anforderungen stellt die Besteigung des Triglav zwar nicht, unterschätzen sollte man den Berg aber auf gar keinen Fall. Dies liegt vor allem am kräftezehrenden Aufstieg und den letzten 200 kraxeligen Höhenmetern zum Gipfel. Wenn man aber einigermaßen fit und trittsicher ist und auch keine Höhenangst hat, bekommt man mit der Besteigung des Triglav nicht nur einen der Seven Summits der Alpen für das Gipfelbuch, sondern auch ein fantastisches Bergerlebnis inklusive einer tollen Aussicht über Julischen Alpen, die sich landschaftlich noch einmal ganz anders präsentieren, als andere bekannte Bergwanderregionen, wie beispielsweise die Ostalpen, die Dolomiten oder das Allgäu. Grundsätzlich kann der Triglav das ganze Jahr über bestiegen werden, allerdings ist eine Winterbesteigung nur erfahrenen Bergsteigern empfohlen. Im Sommer hat man die besten Aufstiegsmöglichkeiten während der Trockenzeit von Juni bis Oktober. Als ideale Zeit wird der Zeitraum zwischen Ende Juni und Anfang Juli angesehen. In unserem Fall war es Mitte August und wir hatten perfekte (wenn auch sehr warme) Bedingungen.


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