Auf den Cerro Bonete
Um es kurz zu machen: Nein, auf über 4.000 Metern in Plaza de Mulas schläft man nicht besser als ca. 1.000 Meter tiefer in Confluencia. Im Gegenteil. Hinzu kommt, dass man durch die große Menge an Flüssigkeit, die man in dieser Höhe tagsüber zu sich nehmen muss, nachts entsprechend häufig aufs Klo muss. Und auch hier hat sich wieder der schon vom Kilimandscharo bewährte Uribag (gibt es beispielsweise bei Amazon) bewährt. Damit kann man nämlich das kleine Geschäft auch mal schnell im Zelt erledigen und muss nicht mitten in der Nacht bei klirrender Kälte den Gang zum Plumpsklo antreten.
Auch der kleine Zitterschreck vom Vorabend war vergessen, als wir uns früh am nächsten Morgen bei traumhaftem Wetter auf den Weg zum Cerro Bonete machten. Er gilt als der Hausberg von Plaza de Mulas und als ideale Akklimatisierungstour für den Aconcagua. Vom Camp aus ging es zunächst in Richtung des alten Plaza de Mulas Hotels, welches ursprünglich als eine Art feste Unterkunft für Bergsteiger geplant war. Allerdings ist es nun schon länger nicht mehr in Betrieb, weil unter anderem die im Winter immer wieder zugefrorenen Rohre dazu führten, dass sich der Betrieb des Hotels nicht rentierte. Inzwischen dient es als Materiallager für die Parkverwaltung. Am Hotel und dem direkt daneben liegenden Rangerposten vorbei, ging es stetig bergauf in Richtung unseres heutigen Ziels. Die Stimmung war prächtig und niemand aus der Gruppe hatte mit irgendwelchen Problemen zu kämpfen. So erreichten wir dann auch nach und nach in Kleingruppen schließlich den Gipfel („cerro“) des Bonete auf 5.052 Metern. Der erste 5.000er des Trips war also erreicht.
Am Gipfel angekommen hatten wir uns natürlich eine Pause inkl. Stärkung und einer ausgiebigen Fotosession verdient. Dank einer vorhandenen Drohne konnten wir sogar das eine oder andere spektakuläre Gipfelfoto von der gesamten Gruppe machen. Die Aussicht über die umliegenden Anden war gigantisch und wir genossen ihn bei bestem Wetter in vollen Zügen! Zurück ging es anschließend auf dem selben Weg, auf dem wir gekommen waren. Abstiege vom Gipfel sind für mich in der Regel die größere mentale Herausforderung als der Aufstieg. Das Ziel ist erreicht, man ist happy und dennoch steht einem der kräftezehrende und auf die Gelenke gehende Abstieg noch bevor. Das nervt. Aber wie heißt es so schön? Ein Berg ist erst dann vollständig bestiegen, wenn man wieder unten ist. Und so gehört der Abstieg eben genau so dazu, wie der Aufstieg. Immerhin mussten wir in dem gerölligen Schotter nicht wieder in Serpentinen gehen, sondern konten die „Direttissima“ nehmen und den oberen Teil des Bonete auf den Hacken hinunter sliden. Das hat dann sogar ein Stück weit Spaß gemacht.
Wieder im Camp angekommen, standen am Abend noch zwei Programmpunkte an. Zum einen ging es erneut zum Camp-Arzt von den Experten von „Extreme Medicine“ und zum anderen sollte es am Abend im Camp ein traditionelles argentinisches Asado geben, also eine kleine Grillparty mit Leckereien direkt vom Feuer. Den Termin beim Arzt konnte die komplette Gruppe erneut erfolgreich absolvieren, so dass einem weiteren Aufstieg in Richtung Aconcagua nichts im Wege stand. Es wurden auch bereits erste Pläne geschmiedet, wie wir dabei vorgehen wollten, da sich in den kommenden Tagen tatsächlich ein Wetterfenster auftun sollte, welches wir nutzen wollten. Als nächstes sollte dabei das Camp Nido de Cóndores und anschließend das Camp Cólera angesteuert werden, von wo aus dann der Aufstieg zum Gipfel erfolgen sollte. Zunächst stand aber noch ein Ruhetag auf dem Programm, den wir nutzen wollten, um den Zeltaufbau zu proben und uns mit unseren Behausungen vertraut zu machen.
Das Asado am Abend, auf das wir uns alle ziemlich gefreut hatten, war dann leider ein kleiner Reinfall, da das Fleisch nicht auf dem Niveau war, wir uns das eigentlich von Argentinien erhofft hatten. Ob es nun de Zubereitung über offenem Feuer in der Höhe war, der veränderte Geschmackssinn oder was auch immer. Dennoch ist es natürlich schon ein ziemlich cooles Angebot vom Veranstalter, eine Grillparty in über 4.000 Metern Höhe zu schmeißen. Von den dabei entstehenden logistischen Herausforderungen mal ganz abgesehen.