Trekking am Aconcagua (6.961m)

Strecke

ca. 60 km
Normalroute

Dauer

13 Tage
Normalroute

Höhenmeter

ca. 4.200m
Normalroute

Schwierigkeit

★★★★★

Wenn man über die höchsten Berge der Welt spricht, denken die meisten Menschen spontan an den Himalaya, den K2 und natürlich den Mount Everest. Der höchste Berg außerhalb des Himalaya befindet sich hingegen in Argentinien, hört auf den Namen Aconcagua und ist satte 6.961m hoch. Schon kurz nach meiner Besteigung des Kilimanjaro hatte ich den Aconcagua als nächstes Objekt der Begierde ins Auge gefasst. Der Vorteil dieses Berges: Im Gegensatz zu den allermeisten Bergen dieser Höhe erfordert der Aconcagua keinerlei technische Kletterei, sondern kann ebenso wie der Kilimanjaro „erwandert“ werden. Nachdem ich mich nach ersten Überlegungen, den Aconcagua zu besteigen, hiervon schon wieder verabschiedet hatte und dann ohnehin die Corona-Pandemie dazwischenkam, flammte der Gedanke Anfang 2022 wieder auf. Und wieder hieß es…

… aus einer Idee wird ein Plan!

Das Aufflammen des Gedanken lässt sich vermutlich am ehesten darauf zurückführen, dass ich mir Anfang 2022 zur Unterhaltung auf dem Crosstrainer diverse YouTube-Videos über den Aconcagua reingezogen habe. Die Konsequenz war, dass ich mich schließlich konkreter mit dem Thema befasste und mich nicht nur an das Sammeln von Informationen, sondern auch auf die Suche nach einem passenden Reiseanbieter machte. Meine erste logische Anlaufstelle war nach den guten Erfahrungen am Kilimanjaro erneut der DAV Summit Club. Allerdings sagten mir die angebotenen Termine und auch der geplante Ablauf nicht so recht zu, weswegen ich mich auch anderweitig umsah. Und so landete ich schließlich bei Diamir Erlebnisreisen, wo man die Besteigung über die Normalroute über den Jahreswechsel 2022/2023 anbot. Dieses Angebot sollte es letztlich dann auch werden und ich vereinbarte ein telfonisches Beratungsgespräch mit Diamir, welches mich in meinem Vorhaben bestärkte.

Die Routen auf den Aconcagua

Wie bereits angesprochen, entschied ich mich bei meinen Trip für die Besteigung über die sogenannte Normalroute, die keinerlei technische Schwierigkeiten enthält und somit in erster Linie ein Trekking darstellt. Insgesamt werden bis zu 33 unterschiedliche Routen auf den Gipfel des Aconcagua unterschieden, von denen allerdings im Wesentlichen nur drei Routen regelmäßig genutzt werden. Der Normalweg nähert sich dem Berg aus nordwestlicher Richtung, führt zunächst durch das Horcones Tal zum Zwischenlager Confluencia und schließlich weiter zum Basislager Plaza de Mulas, dem größten Basislager der Welt nach dem Everest Basecamp. Die Polenroute kommt aus nordöstlicher Richtung und führt durch das Las Vacas Tal bis zum Basislager Plaza Argentina. Anders als beim Normalweg, hat man auf der Polenroute Gletscherkontakt, was eine entsprechende Ausrüstung und auch Klettererfahrung erfordert. Gleiches gilt auch für die Argentinierroute, die von Osten über den Glaciar del Este auf den Berg führt. Auch eine Überschreitung des Aconcagua ist möglich, so dass man quasi eine Route für den Auf- und eine andere für den Abstieg nutzt.

Ausgehend vom Basislager werden anschließend noch eines oder mehrere Höhenlager am Berg eingerichtet, die dann letzten Endes aus Ausgangspunkt für den Gipfelaufstieg dienen. Auf der Normalroute handelt es sich dabei, vom Basislager Plaza de Mulas aus gesehen, um Camp Canada, Nido de Cóndores, Camp Berlin und Camp Colera, wobei in der Regel Camp Canada ausgelassen und sich zwischen Camp Berlin und Camp Colera als Ausgangspunkt für den Gipfelsturm entschieden wird.

Bild von Inka Expediciones

Bis zu den jeweiligen Basislagern trägt man vom Ausgangspunkt aus lediglich einen Tagesrucksack, während der Rest des Gepäcks mit Mulis bis ins Basislager trasportiert wird. Auf der Normalroute wartet hier bereits die erste logistische Aufgabe, denn man muss das Gepäck im Prinzip auf drei Taschen aufteilen: Auf den Tagesrucksack, auf den Trekkingrucksack, der von den Mulis ins Zwischenlager Confluencia (und anschließend weiter ins Basislager) gebracht wird und auf ein Duffelbag, welches direkt ins Basislager Plaza de Mulas gebracht wird.

Das Abenteuer beginnt

Moment! Bevor das Abenteuer tatsächlich beginnen konnte, haben mir die Verwerfungen im internationalen Flugverkehr, mit denen die Welt im Jahr 2022 aufgrund des Krieges Russlands gegen die Ukraine zu kämpfen hatte, noch den einen oder anderen Stein in den Weg gelegt. So wurde meine eigentlich ab dem 18. Dezember geplante Tour von Diamir abgesagt, da sich keine bezahlbare Flugverbindung für diesen Zeitraum nach Argentinien finden ließ. Als Alternative wurde mir angeboten, auf die Tour zu wechseln, die drei Wochen zuvor beginnen sollte. Nach ein paar Umplanungen auf der Arbeit (und vor allem auch in meinem Kopf) entschloss ich mich schließlich dazu, dieses Angebot anzunehmen, mit dem angenehmen Vorteil, dass ich dadurch dann auch über die Feiertage zu Hause sein und am 18. Dezember zurückkehren, statt starten würde.

Also ging es bereits Ende November mit dem vollgepackten Auto nach Frankfurt, von wo aus es mit Latam Airlines zunächst nach São Paulo und von dort aus weiter nach Mendoza gehen sollte. Die elf Stunden (!) Aufenthalt in Brasilien konnten wir bereits nutzen, um einen Großteil der Gruppe kennenzulernen. Die beruhigende Erkenntnis: Das Team passte zusammen wie Arsch auf Eimer! Auch das Gepäck war in der Nähe, was sich dank der darin befindlichen AirTags (ca. € 115,- bei Amazon) problemlos herausfinden ließ. Nach dem durchaus angenehmen Aufenthalt in der Lounge am São Paulo AirPort ging es dann also weiter nach Mendoza in Argentinien, dem Ausgangsort für eigentlich alle Aconcagua Expeditionen.

Vom Flughafen ging es per Minibus unserer Vor-Ort-Agentur Inka Expediciones zum Hotel, wo wir zunächst noch zwei Nächte bleiben sollten, ehe es in die Anden ging. Hier stießen dann auch die restlichen Expeditions-Teilnehmer zur Gruppe und wir konnten am Abend die ersten Eindrücke der argentinischen Steak-Kultur genießen. Nach einer kleinen Erkundungstour durch die Stadt am Folgetag ging es dann am darauffolgenden Tag los in Richtung Berge. Zuvor stand allerdings noch ein Besuch im Büro von Inka Expediciones auf dem Programm, wo wir unsere Genehmigungen (in der Fachsprache „Permits“) für die Besteigung des Aconcaguas erhielten. Nachdem auch diese Formalie erfolgreich absolviert war, konnte es endlich losgehen.

Bei einem Zwischenstopp in dem kleinen Ort Uspallata, wo wir in einem lokalen Restaurant erneut mit Leckereien vom Grill versorgt wurden, erreichten wir unser Nachtquartier in Puente del Inca. Im nahegelegenen Los Penitentes befand sich vor der Corona-Pandemie ein veritables Ski-Resort inklusive Liften, Hotels und allem drum und dran. Seit der Pandemie ist dort jedoch alles geschlossen und die örtlichen Expeditionsanbieter haben sich mit der argentinischen Armee darauf geeinigt, in der Kaserne in Puente del Inca eine Übernachtungsmöglichkeit zu schaffen. Die Kaserne dort wird noch aktiv betrieben, da sich Argentinien und das nahegelegene Chile nicht zu 100% grün sind, allerdings ohne das ernsthaftere Spannungen zu spüren werden. Dennoch ist die Übernachtung in der Kaserne natürlich ungewöhnlich. Erst recht, wenn man im Offizierskasino dann noch von Rekruten das Essen serviert bekommt. Insgesamt gab es gegen die Nacht in den Stockbetten aber nichts einzuwenden. Unser Gepäck hatten wir bereits einige Kilometer vor der Kaserne in drei Taschen aufgeteilt. Eine der Taschen würde mit den Mulis direkt in das Basislager Plaza de Mulas gebracht werden, eine in das Zwischenlager Confluencia und den Rucksack mit den Sachen für die Nacht und den Aufstieg am kommenden Tag würden wir selber tragen.

Vor dem Abendessen war noch ein wenig Zeit zur Erkundung der Gegend. Der Name Puente del Inca („Brücke des Inkas“) leitet sich von einem nahegelegenen und durch Erosion entstandenen Felsbogen ab, der es durchaus zu einiger Bekanntheit gebracht hat. Das Volk der Inkas hatte mit der Entstehung des Felsbogens übrigens trotz des Namens nur am Rande zu tun. Angeblich sind die Inkas allerdings seinerzeit vermutlich bis zu diesem Ort vorgedrungen, was den Namen zumindest ansatzweise erklären würde. In der Nähe des Felsbogens befindet sich eine heiße schwefelhaltige Quelle, die das Gestein in roten und gelben Farbtöne taucht und in den 1940er Jahren sogar zur Errichtung eines Thermalbades führte. Dieses wurde allerdings 1953 durch einen Erdrutsch zerstört und anschließend nicht wieder in Betrieb genommen. Die Überreste sind von den zahlreichen Aussichtspunkten aber immer noch zu sehen. In dem gleichnamigen Ort Puente del Inca konnten wir uns schließlich noch mit letzten Getränken, Snacks oder auch Souvenirs eindecken, ehe es zum Abendessen und Schlafen zurück in die Kaserne ging.

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